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21.09.2022 | News Hebammen | Nachrichten

Neue Therapieoptionen bei Blutgruppenunverträglichkeit von Mutter und Kind

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Eine Blutgruppenunverträglichkeit bei Mutter und Kind kann zu gefährlichen Erkrankungen beim Neugeborenen führen. Neue Therapieoptionen durch gendiagnostische Innovationen helfen bei der Behandlung. Diese wurden auf einer Online-Pressekonferenz anlässlich der 55. Jahrestagung der DGTI vorgestellt.

Schwangere können Antikörper gegen Blutgruppeneigenschaften des werdenden Kindes bilden. Ein bekanntes Beispiel ist die Rhesusunverträglichkeit, die zum Fruchttod führen kann (Hämolytische Erkrankung beim Fetus und Neugeborenen, HDFN). Die mütterlichen Antikörper können auch gegen Blutgruppeneigenschaften auf den Blutplättchen (Thrombozyten) des werdenden Kindes gerichtet sein. In schweren Fällen kommt es hier zu einem Mangel an Blutplättchen, der zu Hirnblutungen und Tod oder lebenslangen Behinderungen des Kindes führen kann (Fetale und Neonatale Alloimmunthrombozytopenie, FNAIT). Beide Erkrankungen können bei frühzeitiger Erkennung behandelt werden: HDFN durch Bluttransfusionen im Mutterleib, FNAIT durch hochdosierte Immunglobulingaben. Fortschritte auf diesem Gebiet erläuterten Experten im Rahmen einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e. V. (DGIIN) am 20.09.2022.

Bessere Abschätzung des Risikos

Neue Erkenntnisse und Techniken ermöglichen eine deutlich bessere Abschätzung des Risikos zum Auftreten der beiden Erkrankungen, um gegebenenfalls Prophylaxe und Therapie zu steuern. Alle relevanten fetalen Blutgruppenmerkmale können heute nichtinvasiv aus mütterlichem Blut bestimmt werden. Durch verfeinerte Verfahren der genetischen Diagnostik können harmlose Antikörper besser als bisher von gefährlichen Antikörpern unterschieden werden. Seit 2021 wird dies als Leistung der gesetz­lichen Krankenkassen standardmäßig im Rahmen der Mutterschaftsversorgung angeboten.

Neue Therapieverfahren in klinischer Erprobung

Ein therapeutischer monoklonaler Antikörper (Nipocalimab) bindet an das Transportmolekül für Antikörper an der Plazenta (Fc-Rezeptor neonatal; FcRn). Dadurch wird der Transport der mütterlichen Antikörper in die fetale Zirkulation blockiert. Aktuell befindet sich der Antikörper in einer Phase-2-Studie bei Patientinnen mit schwerer HDFN in klinischer Erprobung.

Experimentelle Therapieverfahren

Ein kausales Therapieverfahren wäre die Antigen-spezifische Unterdrückung der mütterlichen Antikörperbildung durch B-Lymphozyten. Aus der Krebstherapie sind Chimeric Antigen Receptor-T-Zellen (CAR-T cells) bekannt, die an Krebszellen andocken und diese abtöten können. Das gleiche Prinzip kann genutzt werden, um T-Zellen (Killer-Zellen) so zu programmieren, dass der Rezeptor der T-Zelle nur an diejenigen B-Lymphozyten andockt, die den krankmachenden Antikörper produzieren. Dieses neue Therapieprinzip wird derzeit auch bei Autoimmunerkrankungen entwickelt und erprobt.

Mit Blick auf die bereits bestehenden Therapieoptionen gab Prof. Dr. Gregor Bein, Kongresspräsident der 55. Jahrestagung der DGTI werdenden Müttern auf den Weg: „Es gibt überhaupt keinen Grund bei solchen Antikörpern auf den Kinderwunsch zu verzichten, denn es gibt zuverlässige Diagnostik und Therapieverfahren“.

dgti.de

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