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11.12.2023 | News Hebammen | Nachrichten

Jedes 200. Neugeborene

Gruppe-B-Streptokokken in der Plazenta verursachen Sepsis

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Jedes 200. Neugeborene wird aufgrund einer bakteriellen Sepsis stationär behandelt. Dies ist deutlich mehr als bisher angenommen. Ein Forschungsteam hat deshalb einen Test entwickelt, der den verantwortlichen Erreger in der Plazenta zuverlässig und schnell identifizieren kann.

Bei etwa 20% der Frauen ist der Genitaltrakt mit Streptococcus agalactiae besiedelt, auch bekannt als Gruppe-B-Streptokokken (GBS). Dieser Keim kann innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt eine Neugeborenensepsis verursachen und ist jährlich für rund 50.000 Totgeburten sowie bis zu 100.000 Todesfälle bei Säuglingen verantwortlich. Viele Länder, darunter auch Deutschland, führen ein Screnning bei Schwangeren durch, um eine Besiedlung mit GSB zu identifizieren und gegebenenfalls mit Antibiotika zu behandeln.

Bereits vor vier Jahren konnte ein Team der Universität Cambridge GBS in der Plazenta von etwa 5% der Frauen vor Beginn der Wehen nachweisen. In einer aktuellen Studie untersuchten die Forschenden nun den Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von GBS in der Plazenta und dem Risiko einer Einweisung des Babys auf eine Neugeborenenstation. Dafür analysierten sie Daten von 436 termingeborenen Säuglingen und bestätigten die Ergebnisse in einer zweiten Kohorte von 925 Schwangerschaften.

Zytokinsturm bedingt erhöhtes Krankheitsrisiko

GBS in der Plazenta waren schätzungsweise mit einem zwei- bis dreifach höheren Risiko für eine Behandlung auf der Neugeborenenstation verbunden. Jedes 200. Baby wurde mit einer durch GBS verursachten Sepsis eingeliefert. Das sind etwa zehnmal so viele Fälle, als derzeit angenommen wird. Die Untersuchung der Betroffenen mittels aktueller Diagnosemethoden identifizierte GBS jedoch nur in weniger als einem Fünftel der Fälle.

Im Nabelschnurserum der betroffenen Neugeborenen konnten in über 33% der Fälle stark erhöhte Zytokinwerte festgestellt werden. Dabei handelt es sich um Proteinbotenstoffe, die vom Immunsystem freigesetzt werden. Dies legt nahe, dass ein sogenannter Zytokinsturm, also eine extreme Immunantwort, das erhöhte Krankheitsrisiko bedingt.

Um den Erreger besser und schneller zu identifizieren, haben die Wissenschaftler*innen einen besonders sensiblen PCR-Test entwickelt, der winzige Mengen DNA oder RNA aus einer verdächtigen Plazenta-Probe vervielfältigt. „Durch diesen neuen Test erkennen wir jetzt, dass die klinisch diagnostizierten GBS-Fälle möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs der Komplikationen sind“, erklärte Prof. Gordon Smith, Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Cambridge. Laut den Forschenden könnte es also ein vielversprechender Ansatz sein, die Plazenta direkt nach der Geburt zu untersuchen, um GBS und dementsprechend auch Risiko-Neugeborene frühzeitig zu identifizieren.

cam.ac.uk

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