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27.07.2023 | News Hebammen | Nachrichten

Drei Kreißsäle im Südwesten sollen schließen

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Die Kreißsäle von Herrenberg, Leonberg und Calw (Baden-Württemberg) sollen geschlossen werden. Zumindest nach Ansicht eines Unternehmensberaters, den der Krankenhausverbund Süd-West (KVSW) zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit ihrer Häuser engagiert hat. Geburtshilfen sind demnach nur noch in Böblingen und Nagold vorgesehen.

Der Klinikverbund Südwest plant den Kreißsaal, die Wochenstation und die gesamte Gynäkologie in Leonberg zu schließen. Auch die Geburtshilfen in Herrenberg und Calw, die ebenfalls zum Klinikverbund gehören, sind davon betroffen - es werden dann dort keine Frauen mehr ihre Babys gebären können. Die Kreisgruppen Böblingen und Calw des Hebammenverbands Baden-Württemberg luden daraufhin am 13. Juli zu einer außerordentlichen Sitzung ein, zu der auch Kolleginnen aus den umliegenden Kreisen kamen. „Fünfzig Kolleginnen sind so spontan zusammengekommen – ein gutes Signal an die Politik: Wenn solche Entscheidungen im Orbit stehen, werden wir mächtig mobil“, so Jutta Eichenauer, 1. Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg.

Versorgungsunsicherheit und Qualitätsverlust

Ausgerechnet: Alle drei Häuser wurden von der Baby-friendly Hospital Initiative (BFHI) von WHO und UNICEF zertifiziert. „Nicht zuletzt sind solche Zertifikate Auswahlkriterien für Eltern, ebenso und vor allem das Angebot der Hebammenkreißsäle, die es in Leonberg und in Herrenberg gibt, einer der ganz frühen Hebammenkreißsäle, der weit über die Region hinaus bekannt und beliebt ist. Eichenauer sorgt sich um die Frauen, die demnächst noch weitere Wege riskieren müssen. „Gut 2.000 Geburten, die an diesen Standorten nicht mehr gemacht werden, hinterlassen mehr als eine Lücke. Wo sollen die Frauen denn hin? Eine Geburtshilfestation wie Nagold würde gerade mal 1.000 Geburten schaffen – und muss auch erst mal reaktiviert werden, denn der Kreißsaal wurde ja vor einiger Zeit geschlossen“, so die Verbands-Vorsitzende. „Dann kommt hinzu, dass Frauen sich ja ganz bewusst einen Hebammenkreißsaal aussuchen – wo finden die jetzt etwas Vergleichbares? Stuttgart und Bietigheim sind ja jetzt schon überlastet“ mahnt die Hebamme.
Jenseits aller berufspolitischen Betroffenheit sind vor allem die Eltern die Leidtragenden. Sie sind fassungslos – und können anders als die loyalitätsverpflichteten Hebammen handeln. Der Aufschrei ist laut und groß: Für den Erhalt von Herrenberg und Leonberg haben sie sofort zwei Petitionen veröffentlicht.

Hebammen und Studierende betroffen

Als Berufsverbandsvertreterin sorgt sich Jutta Eichenauer natürlich auch um die Hebammen und die Werdenden Hebammen. Zum Teil kooperieren die Häuser ja mit den Hochschulen für die Studiengänge. Was also machen dann die Studentinnen und Studenten? Verantwortliche Praxiseinrichtungen sind nicht ohne weiteres zu finden. Oder auch die in den Kreißsälen tätigen Hebammen, wechseln diese so selbstverständlich mit nach Nagold?

Aufforderung an die Politik

Eine der Fragen auf der außerordentlichen Sitzung der Hebammen war, wie es sein kann, dass eine Klinikgesellschaft im Vorfeld der staatlichen Krankenhausreform Geld in die Hand nimmt, um einen Unternehmensberater für eine Wirtschaftlichkeitsprüfung mit Maßnahmenkatalog zu bezahlen, der mit der Krankenhausreform vermutlich ohnehin obsolet wird. Zur Krankenhausreform hat die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands, Ulrike Geppert-Orthofer, ein Statement abgegeben. Sie fordert darin unter anderem Bund und Länder auf, „diese Reform jetzt konsequent voranzutreiben und als ersten Schritt die Leistungsgruppe hebammengeleitete Geburtshilfe in den Referentenentwurf aufzunehmen.“ Die Fehlanreize in der Krankenhausfinanzierung müssen endgültig beseitigt und durch neue Anreize, wie die bedarfsgerechte Finanzierung hebammengeleiteter Geburten, ersetzt werden. Nur so kann die flächendeckende Versorgung wieder hergestellt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

hebammen-bw.de

Derzeit laufen zwei Petitionen gegen die geplanten Schließungen in Herrenberg und Leonberg auf change.org:

Nein, zur Schließung der Palliativstation, Geburtshilfe im Herrenberger Krankenhaus.

Rettung der Geburtshilfe, Gynäkologie und Gyn. Notfallversorgung in Leonberg

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