Eine Studie aus den USA zeigt, dass ungeimpfte Schwangere, die an COVID-19 erkranken, in bestimmten Phasen ihrer Schwangerschaft besonders gefährdet sind. Das Risiko für Früh- und Totgeburten ist dann deutlich erhöht.
Mehrere Studien haben bereits darüber berichtet, dass eine SARS-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft das Risiko für Frühgeburten erhöhen kann, mit höheren Raten bei symptomatischem Verlauf. Eine andere Untersuchung deutet darauf hin, dass COVID-19 bei Schwangeren das Präeklampsierisiko steigern kann. In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden jetzt weitere negative Effekte beobachtet, unter anderem mehr Totgeburten.
Dr. Samantha Piekos vom Institut für Systembiologie in Seattle und ihr Team analysierten die Krankenakten von mehr als 18.000 US-amerikanischen Frauen, die während ihrer Schwangerschaft einen SARS-CoV-2-PCR-Test gemacht hatten. Die Mediziner verglichen die Schwangerschaftsergebnisse von ungeimpften Teilnehmerinnen mit positivem Test (n = 882) mit denen von negativ Getesteten. Sie berücksichtigten dabei, in welchem Trimester die Infektion stattgefunden hatte, sowie mögliche Störfaktoren wie Herkunft, Alter, BMI oder Bildung.
Mehr Früh- und Totgeburten bei früher Infektion
Frauen, die sich während der Schwangerschaft mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für ungünstige Schwangerschaftsergebnisse, einschließlich Früh- und Totgeburten, zu geringe Größe für das Gestationsalter (SGA) und zu geringes Gewicht des Neugeborenen. Erhöhte Raten bei Früh- und Totgeburten wurden hauptsächlich bei Frauen beobachtet, die während des ersten oder zweiten Trimesters an COVID-19 erkrankt waren, während zu leichte und SGA-Kinder vor allem von Frauen geboren wurden, die sich während des dritten Trimesters angesteckt hatten.
„Der stärkste Prädiktor für das Gestationsalter bei der Geburt ist das Gestationsalter bei der Infektion der Mutter, wobei eine frühe Infektion mit einer frühen Geburt einhergeht“, präzisieren Piekos und Kollegen. Der Schweregrad der COVID-19-Erkrankung der Schwangeren korrelierte dagegen nicht mit dem Gestationsalter bei der Geburt. Die Studienteilnehmerinnen hatten leichte oder mittelschwere Verläufe gehabt. Auch unter den Infizierten ohne Atemnot waren ungünstige Schwangerschaftsergebnisse aufgetreten.
Experten plädieren für verstärkte Überwachung
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schwangere nach einer SARS-CoV-2-Infektion im ersten oder zweiten Trimester, unabhängig vom akuten Schweregrad der Erkrankung, von einer verstärkten Überwachung und einer verbesserten vorgeburtlichen Versorgung profitieren würden“, lautet das Fazit von Piekos et al.
Auch Dr. Elizabeth Barr von nationalen Gesundheitsinstitut in Bethesda in Maryland und Kollegen betonen in einem Begleitkommentar, wie wichtig eine bessere Versorgung von Müttern und die Prävention von Infektionskrankheiten sind, um die Gesundheit von Frauen zu fördern. Die Empfehlung von Piekos et al., die genannte Gruppe engmaschiger zu überwachen, sei ein wesentlicher Anfang. (Joana Schmidt)
Literatur
Piekos S N et al. The effect of maternal SARS-CoV-2 infection timing on birth outcomes: a retrospective multicentre cohort study. The Lancet Digital Health 2022; https://doi.org/10.1016/S2589-7500(21)00250-8