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06.09.2021 | Kinderkrankenpflege | Nachrichten

Teenie-Alarm auf Station – Pflegende als Sparringspartner

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Die Betreuung von Jugendlichen auf Station kann für Pflegende zu einer besonderen Herausforderung werden. Therapietreue ist essentiell – doch in der Pubertät werden Regeln schon mal missachtet oder Grenzen übergangen. Das kann schwere Folgen haben – besonders bei chronischen Erkrankungen wie bei angeborenen Herzfehlern.

Grenzüberschreitungen, Ignorieren von Regeln sowie kleinere oder auch größere Lügen: Teenager probieren sich aus und wollen vor allem von ihrer Peergroup Gruppe akzeptiert sein. Eine chronische Erkrankung samt einschränkender Therapie wird in dieser Lebensphase nicht selten als Klotz am Bein empfunden und einfach weg- ignoriert. Eine besondere Herausforderung für Eltern – aber auch für das medizinische Personal.

Die Entwicklung von Jugendlichen zu mehr Eigen- und Selbstständigkeit führt häufig dazu, dass sie in einer Situation, in der Selbstbestimmung nur begrenzt möglich ist, mit Trauer, Zorn, Ablehnung und Rückzug reagieren. Dann ist guter Rat teuer.

Kooperation statt Bevormundung ist die Devise!

Ein guter Weg für die erste Kontaktaufnahme zu jugendlichen Patienten ist – auch im Beisein der Eltern – sie ehrlich und direkt anzusprechen, empfehlen Barbara Groth, Stefan Landgraf, Christian Steinberger in der aktuellen Ausgabe der PflegeZeitschrift. Die Erfahrung zeige, dass Jugendliche sich so gesehen, gestärkt und respektiert fühlen und eher zur Kooperation bereit seien.

Dem jungen Patienten sollten Wahlmöglichkeiten angeboten und er in die Behandlungsentscheidungen vollumfänglich eingebunden werden. Die Gratwanderung der Pflegefachperson erfordert viel Einfühlungsvermögen, um dem kindlichen Jugendlichen den benötigten emotionalen Raum zu geben und Sicherheit zu vermitteln sowie den beginnenden Erwachsenen anzusprechen, ihm Grenzen zu setzen oder gegebenenfalls zu verhandeln.

Die Autoren sehen Pflegende nicht als Vormund, sondern eher als Sparringspartner. Dies mildere das Gefühl des Ausgeliefertseins und vermittele zugleich Respekt und Wertschätzung. In Situationen, die als peinlich empfunden werden, wie bei der Rasur des Intimbereichs oder der Ausscheidung im Bett, ist zudem viel Fingerspitzengefühl, aber oft auch Humor notwendig.

Einen Jugendlichen, den man schon von klein auf begleitet, behandelt und versorgt hat, auf einmal in einer kritischen Situation auf Station zu bekommen und ihn vielleicht sogar zu verlieren, ist immer schwer zu verarbeiten. Umso wichtiger ist es, sich mit den Prozessen und Umbrüchen, die in der Pubertät stattfinden zu befassen und sich Strategien im Umgang mit nicht kooperierenden Teenies anzueignen. (jb)

Erfahren Sie mehr zum Thema im Beitrag „Adhärenz in der Pubertät“ in der Septemberausgabe der PflegeZeitschrift. Schwerpunkt des aktuellen Hefts ist das kranke Kind. Im Fokus stehen dabei auch die Eltern, denn Eltern-Anleitung und -Kommunikation ist für Pflegende in der Versorgung von Kindern entscheidend. Neben der praktischen Arbeit mit herzkranken Jugendlichen ist auch die umfassende Versorgung von Kindern mit Asthma bronchiale ein Thema.



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