Zusammenfassung
Die Zwangsstörung wird in Filmen und Serien oft komödiantisch dargestellt, um Zuschauer zu erheitern. Das macht es schwer, sich in das Erleben eines an einer Zwangsstörung erkrankten Menschen einzufühlen. Die Zwangsstörung ist für Betroffene und Angehörige mit einem enormen Leidensdruck verbunden. Die Symptomatik ist zeitaufwendig und führt zu massiven Einschränkungen im Alltag.
Die wesentlichen Merkmale einer Zwangsstörung sind wiederkehrende Zwangsgedanken und -handlungen. Zwangsgedanken sind oft tabuisiert und schambesetzt, vor allem, wenn es sich um aggressive oder unmoralische Inhalte handelt (ich könnte mein Kind mit einem Messer verletzen). Inhaltlich unterscheiden sich Zwangsgedanken nicht von in der Allgemeinbevölkerung weit verbreiteten normalen aufdringlichen Gedanken. Im Verständnis der Kognitionspsychologie gehören aufdringliche Gedanken zu normalen mentalen Prozessen. Aufdringliche Gedanken entstehen spontan im assoziativen Denken. Sie sind nicht steuerbar. Genauso wie Ohrwürmer offenbaren sie keine unterdrückten Wünsche. Das spiegelt sich in der Tatsache, dass die aufdringlichen Gedanken abgelehnt werden, da sie nicht mit den eigenen Werten übereinstimmen. Während im alltäglichen Normativ abartige und brutale Gedanken tabuisiert sind, werden sie in der Unterhaltungsindustrie, Kunst und Literatur erfolgreich eingesetzt. Spontane kreative Geistesblitze aller Art sagen nichts über die Persönlichkeit eines Menschen aus und was dieser zu tun beabsichtigt. Vielmehr lassen unser Handeln und die Entscheidungen, die wir treffen, Rückschlüsse auf uns als Person zu.