Skip to main content

20.02.2020 | Globalisierung | Nachrichten

Warum Globale Gesundheit bei uns beginnt

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

„Das ist das einzig Gerechte an dieser Globalisierung“ – dass in Industrieländern Infektionen aus armen Ländern ausbrechen. Das ist eine Meinung zu einer Düsseldorfer Ausstellung über Globale Gesundheit.

Das Coronavirus macht es deutlich: Gesundheitsversorgung kann nicht nur regional gedacht werden. „Lokale Versorgung und globale Verantwortung sind untrennbar miteinander verbunden“, sagte der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bei der Eröffnung der Ausstellung „Globale Gesundheit beginnt bei uns“ im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf.

Nicht nur das Coronavirus, sondern auch der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zeigt, dass der regionale Blick nicht ausreicht. Natürlich seien Kampagnen zur Handhygiene in den Kliniken wichtig und sinnvoll, sagte Gröhe. „Sie müssen aber in globale Strategien eingebunden werden.“

Deutschland hat sich auf die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen verpflichtet, die bis 2030 umgesetzt werden sollen, darunter „Gesundheit und Wohlergehen“. „Das ist nicht nur moralisch geboten, sondern auch um unser selbst willen wichtig“, betonte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.

Bis wann ist die Ausstellung in Düsseldorf?

Die 17 Nachhaltigkeitsziele sind ein zentraler Bestandteil der kleinen Ausstellung „Globale Gesundheit beginnt bei uns“ des Medikamentenhilfswerks action medeor. Sie ist noch bis zum 20. Februar in Düsseldorf zu sehen und geht danach in verschiedene andere deutsche Städte, darunter Berlin und Frankfurt.

„Die Ausstellung macht uns auf die Schieflage bei der globalen Gesundheit aufmerksam und mahnt uns, mehr zu tun“, lobte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein Dr. Frank Bergmann. Eines der Plakate stellt die Gesundheitsversorgung in Deutschland und den von Ebola betroffenen Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea gegenüber. Hierzulande gibt es 373 Ärzte pro 100.000 Einwohner, in den drei afrikanischen Ländern sind es acht, zehn und 14. „In den Entwicklungs- und Schwellenländern sterben noch zu viele Menschen an vermeidbaren und behandelbaren Krankheiten“, mahnte Bergmann.

„Nur wenn wir gemeinsam arbeiten, werden wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, auch bewältigen können“, betonte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein Rudolf Henke. Das weltweite Reisen und der weltweite Warenverkehr erleichterten die globale Ausbreitung von Gesundheitsgefahren. Allein in diesem Jahrtausend habe es mit Sars, Mers und dem Coronavirus drei Infektionskrankheiten von globaler Bedeutung gegeben. „Wir müssen endlich lernen, dass wir eine Pandemie- und Epidemievorsorge und dafür einen stabilen öffentlichen Gesundheitsdienst brauchen“, sagte Henke. Ohne eine entsprechende personelle Ausstattung könne der öffentliche Gesundheitsdienst seinen koordinierenden Aufgaben bei einem Infektionsgeschehen nicht gerecht werden.

Professor René Gottschalk, der Leiter des Gesundheitsamtes in Frankfurt/Main, verwies auf den engen Zusammenhang zwischen Klimawandel und globaler Gesundheit. „Die Erderwärmung führt zu einer Ausbreitung von Vektoren und Erregern verschiedenster Infektionskrankheiten, einer zunehmenden Resistenzentwicklung bei bekannten Erregern und damit letztendlich zu neu entstehenden Krankheitserregern“, erläuterte er.

„Über allem schwebt die Armut“

Die industrialisierten Länder müssten auf das Vordringen von neuen oder resistenten Krankheitserregern vorbereitet sein. Die beste Prävention bestehe aber darin, die Lebensbedingungen der Menschen am Ort des Entstehens drastisch und schnell zu verbessern, forderte Gottschalk. „Über allem schwebt die Armut.“

Solange die Industrieländer nichts gegen die unmenschlichen und unwürdigen Arbeitsbedingungen in den ärmeren Regionen der Welt tun, dürften sie sich nicht wundern, dass sie auch die Infektionskrankheiten dieser Menschen bekommen, sagte Gottschalk. „Das ist das einzig Gerechte an dieser Globalisierung.“

Es sei möglich, auf viele Herausforderungen eine Antwort zu geben, glaubt Christoph Bonsmann, Pharmazeut und Vorstandsmitglied von action medeor. Die Hilfseinrichtung engagiert sich nicht nur in der weltweiten Auslieferung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, sondern auch in der Ausbildung von Gesundheitspersonal. „Wir haben in Sierra Leone eine Hebammenschule aufgebaut, um das System langfristig zu stärken“, berichtete er. Klar ist für Bonsmann: „Jede Investition in Gesundheit ist wertvoll und ist eine Investition in Entwicklung.“ (iss)

print
DRUCKEN