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11.01.2024 | Gewalt | Nachrichten

Pflegekammer NRW stärkt Gewaltprävention

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Gewalt in der Pflege ist nach wie vor ein Tabuthema. Dabei sehen sich viele Pflegekräfte im Alltag regelmäßig mit unterschiedlichsten Gewalterfahrungen konfrontiert. Mit einer Expertenarbeitsgruppe will die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen sensibilisieren und Präventionsmaßnahmen voranbringen.

© Krakenimages.com / stock.adobe.comViele Pflegekräfte sehen sich im Berufsalltag regelmäßig mit unterschiedlichsten Gewalterfahrungen konfrontiert.

Die Silvesternacht hat es wieder gezeigt. Gewalt gegen Pflegende und medizinisches Personal ist vielerorts an der Tagesordnung: 92 Prozent der Pflegefachpersonen in Pflegeheimen, Krankenhäusern und ambulanten Pflegediensten haben in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Form von Gewalt erlebt. Das geht aus einer Befragung des Gewaltpräventionsprojekts PEKo  in vier Bundesländern hervor. Über psychische Gewalt berichteten 90 Prozent der Pflegepersonen, körperliche Gewalt hatten 69 Prozent erlebt. Gleichzeitig gaben 70 Prozent der Befragten an, selbst gegenüber Pflegebedürftigen mindestens eine Form von Gewalt ausgeübt zu haben. Hier sind neben Vernachlässigung mit 55 Prozent auch psychische Gewaltereignisse mit 50 Prozent besonders präsent.

Aufklärung, Sensibilisierung, Prävention

„Gewalt in der Pflege ist immer noch ein Tabuthema. Das müssen wir durchbrechen. Denn wir wissen, dass es täglich zu Gewaltereignissen in den verschiedensten Mustern und Formen kommt“, betont Dominik Stark vom Vorstand der Pflegekammer NRW. Die Kammer wolle aufklären und die Berufsgruppe sensibilisieren. Präventionsmaßnahmen sollen dabei höchste Priorität haben. Das gelte sowohl für Gewalt gegenüber professionell Pflegenden als auch gegenüber Pflegebedürftigen.

Um dies zu erreichen, ist die Pflegekammer mit einer Expertengruppe aktiv. Unverzichtbar sind dabei aus Sicht der Kammer geschulte Führungskräfte, die einen offenen Umgang mit dem Thema Gewalt am Arbeitsplatz pflegen, Gewalt erkennen und eine systematische Aufarbeitung ermöglichen. Darüber hinaus setzt die Kammer auf Aufklärung und Fortbildung des Pflegepersonals und gezielte Deeskalationstrainings.

Pflegekammer plant Meldesystem

Als zentrale Anlaufstelle bei Berufspflichtverletzungen will die Pflegekammer zudem mit einem Leuchtturmprojekt ein praxistaugliches Meldesystem implementieren. Vorstandsmitglied Sonja Wolf, Ressortverantwortliche für das Projekt, erläutert: „Zu den Aufgaben der Pflegekammer zählt die Berufsaufsicht über unsere Profession. Ein sogenanntes ‚Whistleblower-System’ soll es Pflegefachpersonen ermöglichen, auf pflegefachliche Gefahren hinzuweisen. Aspekte von Gewalt spielen hier eine besonders wichtige Rolle.“ 

Angriffe in der Silvesternacht

Erst in der Silvesternacht hatten Angriffe auf Pfleger und Ärzte in der Rettungsstelle eines Berliner Krankenhauses für Fassungslosigkeit gesorgt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte auf dem Kurznachrichtendienst X, die Verrohung im Umgang mit Rettern, Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten müsse ein Ende haben. Eine Erhöhung des Strafmaßes solle auf die Tagesordnung kommen. Solche Taten müssten „saftig“ bestraft werden. (ne)

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