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30.11.2022 | Diabetes mellitus | Online-Artikel

Volkskrankheit Diabetes

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Der Diabetes mellitus ist die häufigste Stoffwechselerkrankung in den Industrienationen. Allein in Deutschland sind rund 6 Millionen Menschen davon betroffen. Wie wirkt sich die Erkrankung aus? Welche Diabetesformen gibt es und wie werden sie behandelt?


Beim Diabetes mellitus, umgangssprachlich „Zuckerkrankheit“, handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die sich in erster Linie durch eine chronische Hyperglykämie auszeichnet. Es werden zwei Hauptformen unterschieden, Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2.

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die meist bereits im Kindes- und Jugendalter auftritt. Die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) werden vom körpereigenen Immunsystem angegriffen und gehen unter. Wenn eine ausreichende Insulinversorgung des Körpers nicht mehr gewährleistet ist, bricht die Erkrankung aus und es kommt auf Grund zu hoher Blutzuckerwerte zu den typischen Symptomen.

Der Diabetes mellitus Typ 2 hingegen tritt meist im höheren Lebensalter auf. Anders als beim Typ 1-Diabetes ist anfangs die Insulinsekretion der Betazellen nicht beeinträchtigt, sondern die Insulinempfindlichkeit (Insulinsensitivität) der Körperzellen. Man spricht auch von Insulinresistenz. Die Insulinsekretion ist zunächst sogar erhöht, um die mangelnde Wirkung des Hormons auszugleichen. Im Verlauf der Erkrankung nimmt die Insulinsekretion der Betazellen aber immer weiter ab und es entsteht ein relativer Insulinmangel.

Häufigkeit

Etwa 0,5% der Deutschen leiden an einem Typ 1-Diabetes, die Hälfte der Patienten erkrankt bereits vor dem 20. Lebensjahr. So ist der Typ 1-Diabetes in der Altersgruppe der 0- bis19-Jährigen für 90% der Diabeteserkrankungen verantwortlich. Die Rate der Neuerkrankungen pro Jahr steigt in Deutschland momentan um 3-5% an. Laut Prognosen soll dieser Trend auch die nächsten Jahre anhalten. In Deutschland leiden ca. 25% der 70- bis 74-Jährigen an Diabetes. Viele Senioren mit Diabetes werden durch ambulante Pflegedienste oder in Heimen versorgt. Genaue Angaben dazu fehlen. Aufgrund der hohen Dunkelziffer schwanken die Angaben zwischen 6-52%.

Die mit 7,2% hohe Anzahl an Diabetes Typ 2 erkrankter Menschen in Deutschland spiegelt die Tatsache wider, dass Diabetes mellitus die häufigste Stoffwechselerkrankungen der westlichen Industrienationen darstellt. 2014 waren weltweit circa 387 Millionen Menschen erkrankt.

Symptome und Behandlung

Ein Diabetes Typ 1 äußert sich bei seiner Manifestation akut bis subakut. Leitsymptome sind Polyurie, Polydipsie, Gewichtsverlust, Müdigkeit und eine Ketoazidose bis hin zum Coma diabeticum. Die Behandlung umfasst eine vollständige intensivierte Insulintherapie ab Manifestation.

Die Symptomatik des Diabetes Typ 2 ist auf Grund der langsamen Manifestation eher unspezifisch und so kann es beispielsweise zu allgemeiner Schwäche, Infektionsneigung oder Wundheilungsstörungen kommen. Die Behandlung erfolgt zunächst mit oralen Antidiabetika (OAD), einer Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion. Orale Antidiabetika erhöhen - abhängig vom Wirkstoff - die Insulinsensitivität der Zellen, reduzieren die Glukoseaufnahme oder erhöhen die Glukoseausscheidung. Wenn die Therapie mit OAD nicht ausreicht, weil beispielsweise eine Gewichtsreduktion oder Ernährungsumstellung nicht möglich oder bei gebrechlichen Patienten nicht praktikabel ist, erfolgt die Insulinsubstitution. Unabhängig vom Diabetes-Typ zielt die Therapie darauf ab, sowohl Hyper- wie auch Hypoglykämien zu vermeiden.

Folgeerkrankungen

Potenzielle Folgeerkrankungen unterscheiden sich nicht bei den verschiedenen Diabetes-Typen. Allerdings treten sie bei Typ-1-Diabetikern in der Regel Jahre nach der Erstdiagnose auf. Dagegen machen sie sich bei Typ-2-Diabetikern häufig bereits zum Zeitpunkt der Diagnose bemerkbar. Typische Krankheitsbilder sind Makroangiopathien (z.B. KHK und pAVK), Mikroangiopathien (z.B. Nephropathie und Retinopathie) oder periphere Neuropathien (Sensibilitätsstörungen oder Polyneuropathien). Folglich sind kardiale Erkrankungen, chronische Niereninsuffizienz, Sehbeeinträchtigungen oder das diabetische Fußsyndrom typische Krankheitsbilder, welche im Rahmen der Pflege von Diabetikern regelmäßig berücksichtigt werden müssen.

Aufgaben der Pflege

Durch das Zusammenwirken einer chronischen Erkrankung und altersbedingter Einschränkungen stellen pflegebedürftige Diabetiker eine therapeutisch und pflegerisch vielseitig anspruchsvolle Patientengruppe dar. Zu typischen Aufgabe der Pflege gehören beispielsweise die Prävention von Dekubital-Ulzera, Pneumonien, Harnwegsinfekten, Stürzen und Fußulzera (Diabetisches Fußsyndrom). Des Weiteren zählen auch die Überwachung des Blutzuckerspiegels durch regelmäßige BZ-Kontrollen und das Verabreichen von Insulin nach einem von einem Arzt verordneten Schema, zu den täglichen Pflegeaufgaben. Ebenso ist, bei entsprechender Qualifikation, eine Schulung und Beratung des Patienten sinnvoll. Ziel dabei ist stets die größtmögliche Selbstversorgung.

Diabetes-Fortbildung für Pflegekräfte

Für Pflegekräfte existieren verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich Diabetes. Die meisten Veranstaltungen vermitteln je nach Ziel der Fortbildung in unterschiedlichem Umfang Grundwissen zur Pathophysiologie, Folgeerkrankungen, Therapien, Medikamentengabe, Stoffwechselkontrollen sowie zur Beratung und Anleitung. (fe)


Literatur

Katja Hodeck, Anke Bahrmann (2014): Pflegewissen Diabetes: Praxistipps für die Betreuung älterer Diabetes-Patienten. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. DOI: 10.1007/978-3-642-38409-7

Peter Hien, Simone Claudi-Böhm, Bernhard Böhm (2014): Diabetes 1x1: Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle (2. Auflage). Springer Verlag Berlin Heidelberg. ISBN-13: 978-3642449758

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