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21.09.2022 | Demenz | Nachrichten

Unterstützung und Teilhabe für Menschen mit Demenz

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Menschen mit Demenz brauchen Gemeinschaft ebenso wie ihre Angehörigen. Auch die Gesellschaft darf die Verbindung zu den Schwächsten und gesundheitlich Beeinträchtigten nicht verlieren, mahnen die Deutsche Alzheimergesellschaft und weitere Verbände anlässlich des heutigen Welt-Alzheimertages.

Demenz ©  Ocskay Bence / FotoliaMenschen mit Demenz brauchen Verbundenheit, ebenso wie ihre An- und Zugehörigen.

Der internationale Aktionstag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz – verbunden bleiben.“ Doch Teilhabe und Verbundenheit werden betroffenen Familien weiter erschwert. Immer problematischer sei es für sie Unterstützungs- und Entlastungsangebote oder einen Platz im Pflegeheim zu finden, stellen die Deutsche Alzheimergesellschaft, die Hirnliga sowie die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) in einer gemeinsamen Erklärung fest.

Dazu kommen finanzielle Belastungen durch Energiekrise, Inflation und damit auch steigende Pflegekosten. „Bei den Entlastungspaketen der Bundesregierung werden diese Menschen weitgehend vergessen“, kritisiert die Vorsitzende der Deutschen Alzheimergesellschaft, Monika Kaus und erinnert auch an die bisher ausgebliebene Pflegereform sowie immer wieder verschobene Anpassungen des Pflegegeldes. Ebenso wichtig ist aus Sicht von Kaus die Einführung eines Entlastungsbudgets, mit dem die Betroffenen alle zur Verfügung stehenden Mittel bedarfsgerecht nutzen können.

Gute Therapie und Pflege erfordert Fachkräfte

Mit Blick auf den demographischen Wandel und die Pandemiefolgen machen die Verbände aber auch auf den Fachkräftemangel in der Pflege aufmerksam. Dieser sei in allen Versorgungssettings spürbar. Zugleich würden die Qualitätsprüfungen in der ambulanten und stationären Altenhilfe für die Einrichtungen einen „an der Realität vorbeigehenden“ Aufwand darstellen. Dabei sei es gerade jetzt wichtig, psychisch kranke alte Menschen zu schützen.

„In den letzten 15 Jahren hat die klinische Versorgungsforschung gezeigt, welche Erfolge bei guter nichtmedikamentöser Therapie und Pflege sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Altenhilfe hinsichtlich Lebensqualität und Alltagsfertigkeiten erzielt werden können“, betont Prof. Michael Rapp, Präsident der Deutschen Alterspsychiater. Eine strukturelle Entrechtung, die systemisch qualitative Therapie und Pflege unmöglich macht, dürfe nicht wieder stattfinden.

In der ambulanten Altenhilfe sollten Menschen mit Demenz Zugang zu einer berufsgruppenübergreifenden, koordinierten und strukturierten Versorgung erhalten, so Rapp. Notwendig seien aufsuchende, rehabilitativ angelegte multiprofessionelle ambulante Behandlungsmöglichkeiten. Das könnte sowohl die Angehörigen als auch die stationäre Altenhilfe entlasten.

Rapp betonte: „Eine gute Pflege, insbesondere von Demenzkranken in der stationären Altenhilfe, erfordert eine angemessene, gute Personal- und Arbeitssituation sowie strukturelle Anpassungshilfen. Dazu gehört auch eine entsprechende Finanzierung.“

Forschung intensivieren

Nicht zuletzt fordert Prof. Isabella Heuser, Vorsitzende der Hirnliga, mehr Investitionen in die Entwicklung wirksamer und sicherer Medikamente zur Vorbeugung und Behandlung demenzieller Erkrankungen. Bereits jetzt seien 1,8 Mio Menschen in Deutschland von Demenz betroffen. Der hohe und oft lange Pflegeaufwand sei eine große Herausforderung für die sozialen Sicherungssysteme. Angesichts der Prognosen, die von mindestens 3 Mio Menschen mit Demenz im Jahr 2050 ausgehen, müsse die Forschung intensiviert werden.

„Forschung ist essenziell“, so Heuser, „um den Herausforderungen einer deutlichen Zunahme von Menschen mit Demenz wirkungsvoll zu begegnen“. Ein „Game-Changer“ steht aus Sicht der Expertin bisher nicht zur Verfügung. (ne)

Welt-Alzheimertag 

Weltweit sind derzeit etwa 55 Millionen Menschen von demenziellen Erkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl der Betroffenen voraussichtlich auf 139 Millionen steigen. Der 1994 ins Leben gerufene Welt-Alzheimertag wird jährlich am 21. September begangen. Er soll die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam machen.

Quelle: deutsche-alzheimer.de

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