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03.04.2023 | Ausbildung | Nachrichten

Chance vertan: Umschulung läuft vielerorts ins Leere

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Pflegeschulen, die Umschüler*innen ausbilden wollen, benötigen eine AZAV-Zulassung. Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) kritisiert das Verfahren als zu aufwändig und schlägt konkrete Maßnahmen zur „Verschlankung“ und Finanzierung vor.

Umschulung © pressmaster / stock.adobe.comZulassung erleichtern: Mehr Umschulung führt zu mehr Pflegekräften.
© pressmaster / stock.adobe.com

Um Auszubildende mit einem Leistungsanspruch nach SGB II oder SGB III in Pflegeschulen ausbilden zu können, benötigen Pflegeschulen eine Zulassung nach der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV). Im Rahmen der Pflegeberufereform müssen sich – einem Beschluss des Bundes entsprechend – alle Pflegeschulen erneut zertifizieren lassen, damit sie eine entsprechende Förderung erhalten bzw. Auszubildende mit einer solchen Förderung aufnehmen können. Dies betrifft insbesondere Umschüler*innen/Personen mit Bildungsgutscheinen.

Potenzial wird verschenkt

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) sieht Verbesserungsbedarf bei der Gestaltung des Verfahrens: „Die Maßnahmen zu Umschulungen laufen aktuell in vielen Regionen ins Leere. Die entsprechenden Gelder werden nicht abgerufen, weil der Zertifizierungsprozess für die Pflegeschulen weiterhin mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden ist und eine auskömmliche Finanzierung fehlt,“ beschreibt Uwe Machleit, DEVAP-Vorstand und Mitglied der Fachkommission nach dem Pflegeberufegesetz, die aktuelle Situation. Damit werde dieses Potenzial an neuen Pflegefachpersonen nicht genutzt.

Laut Machleit ist der personelle Aufwand für die Pflegeschulen enorm hoch: mindestens ein bis zwei Vollzeitwochen pro Audit und insgesamt ca. ¼ bis ½-Vollzeitstelle pro Jahr für die laufenden Qualitätsmanagementprozesse. „Eine Zertifizierung lohnt sich damit nur, wenn dies viele Schüler auch nutzen“, so das Fazit des DEVAP-Vorstands.

Weniger Bürokratie und mehr Pflegeschüler*innen

Die Problematik ist auf Bundesebene erkannt worden und das zuständige Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Verbesserungen bei den Fachkundige Stellen (FKS), dem Beirat der deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) und der Bundesagentur für Arbeit angekündigt. Doch nach Einschätzung des DEVAP kommen die versprochenen bürokratischen Entlastungen bisher kaum bei dem Pflegeschulen an; das Zertifizierungsverfahren sei weiterhin sehr aufwändig. Der DEVAP fordert daher in einem Positionspapier vier konkrete Maßnahmen, die dazu führen sollen, dass mehr Umschüler*innen ausgebildet werden können:

  1. Der hohe bürokratische Aufwand für die AZAV-Zertifizierung muss deutlich reduziert und Doppelverfahren durch Anerkennung bereits geprüfter Sachverhalte vermieden werden 
  2. Gruppenzertifizierungen sollten, wie vor Einführung der generalistischen Pflegeausbildung, wieder möglich sein, weil hier der Aufwand geteilt und ein Erfahrungsaustausch zwischen den Schulen befördert wird  
  3. In allen Bundesländern muss die Differenz zwischen dem Bundesdurchschnittskostensatz für Umschüler*innen und den durch den Fonds getragenen Ausbildungskosten für die Erstausbildung vollständig über den Fonds querfinanziert werden
  4. Perspektivisch muss der Bundesdurchschnittskostensatz für die Pflegeausbildung erhöht und an die Beträge, die über den Fonds für die Erstausbildung refinanziert werden, angeglichen werden

„Die 10 % Steigerung der Ausbildungszahlen bis zum Jahr 2023, welche in den Zielen der Konzertierten Aktion Pflege festgeschrieben wurde, kann nur erreicht werden, wenn auch das Potential an Umschülern genutzt wird“, ist Machleit überzeugt. (SK)

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