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20.10.2020 | #GeKo | Nachrichten

Herausforderung Pandemie: Pflege übernimmt Verantwortung

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Angesichts stark steigender Infektionszahlen wappnen sich die Krankenhäuser für die zweite Covid-19-Welle. Wie ist die Pflege bisher durch die Krise gekommen? Im Rahmen einer Online-Diskussion haben Pflegemanager eine Zwischenbilanz gezogen.

Gesundheitspflege-Kongress © Springer Pflege

Seit Ende Februar befinden sich die Krankenhäuser im Krisenmodus. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Welche Herausforderungen gab es bisher in der Pandemie zu bewältigen? Welche Impulse lassen sich daraus ableiten? Anlässlich der Eröffnung des 18. Gesundheitspflegekongresses kamen in der vergangenen Woche  Vertreter aus Pflegemanagement und -wissenschaft zum virtuellen Erfahrungsaustausch zusammen.

Wie die Panel-Teilnehmer berichteten, war zu Beginn der Pandemie vor allem rasches Handeln gefordert: Innerhalb kürzester Zeit wurden Krisenstäbe einberufen, Corona-Ambulanzen geschaffen oder ganze Krankenhaus-Standorte umfunktioniert. Auch die Mitarbeiter mussten für die speziellen Anforderungen der Patientenversorgung geschult werden. Diese Anfangsphase habe jedem einzelnen alles abverlangt.

Kommunikation als Schlüsselfaktor

„Es war Wahnsinn, was die Pflegenden und Ärzte geleistet haben“, betonte Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Auch Nicole Molzen, Pflegedirektorin der Regio Kliniken, beobachtete, wie Mitarbeiter „über sich selbst hinaus gewachsen sind“. Innerhalb weniger Tage wurde ein kompletter Krankenhaus-Umzug organisiert. Trotz der schwierigen Bedingungen hat die Pflege überall Verantwortung übernommen, so das übereinstimmende Fazit der Pflegemanager.

Ausschlaggebend dafür war aber auch, die Mitarbeiter „mitzunehmen“, betonte Prölß und verwies auf die Bedeutung einer offenen und schnellen Kommunikation. Auch um Erfahrungen zu teilen war gute Kommunikation von Beginn an wichtig. „Die Themen kamen von unten, aus der Basis“, erklärte Helene Maucher, Bereichsleiterin Unternehmensstrategie Pflege bei den Sana Kliniken. In dem Klinik-Verbund wurden in einer rasch aufgebauten Datenbank Best-Practice-Beispiele aus den regionalen Kliniken gesammelt. Von der Schulung der Pflegekräfte bis hin zur Videosprechstunde wurden neue digitale Formate etabliert, berichtete Maucher weiter. Auch in anderen Häusern hat die Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt.

Studie: Pflegende waren extrem gefordert

Doch wie haben die Pflegenden selbst die Situation erlebt? Erkenntnisse dazu liefert eine Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW), für die rund 400 Pflegende aus dem Intensivbereich befragt wurden. „Pflegefachkräfte waren vor allem auf den Intensivstationen fachlich extrem gefordert, haben Stationen aufgebaut und andere Pflegekräfte geschult“, stellte Studienleiterin Uta Gaidys, Professorin für Pflegewissenschaft, fest. Dabei sei aber auch ein hoher Kompetenzaufbau für die Versorgung kritisch kranker Patienten verzeichnet worden.

Wie die Pflegewissenschaftlerin weiter ausführte, wurde gerade zu Beginn der Krise der Zugang der Pflegenden zu Informationen sehr unterschiedlich erlebt – insbesondere im Vergleich zu Ärzten. Gaidys: „Offene Kommunikation über das, was wir nicht wissen, ist besser als nichts zu sagen“.  Die Spannung zwischen den Wissens- und Informationsdefiziten einerseits und den eigenen Ansprüchen an die Versorgung kritisch kranker Patienten andererseits, sei für die Pflegenden extrem belastend gewesen.  

Belastende und motivierende Faktoren

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass Pflegende aus der Situation sowohl motivierende als auch belastende Faktoren ziehen. Viele fühlten sich durch den großen kollegialen Zusammenhalt, die gesellschaftliche Beachtung, aber auch durch das Gefühl, helfen zu können, motiviert, erläuterte Gaidys. Dagegen wurde der „Kampf um die Schutzausrüstung“ verbunden mit der Angst, selbst zu erkranken oder andere zu infizieren, als große Belastung erlebt. Gaidys: „Pflegende haben vermisst, dass gesagt wird: ,Wir schützen euch!´“

Die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung hat sich in der Tat vielerorts als großes Problem erwiesen, bestätigte auch Burkhardt  Zieger, Geschäftsführer des DBfK Nordwest. An den Berufsverband wurden zahlreiche Anfragen und Beschwerden herangetragen. „Die Pflegenden haben sich gefühlt wie Feuerwehrleute, die mit Schlauch, aber ohne Schutzausrüstung in ein brennendes Haus geschickt werden“, so sein anschaulicher Vergleich. Ängste um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen seien nur natürlich. Unstrittig für die Diskussionsteilnehmer war daher, dass künftig wesentlich besser vorgesorgt werden muss. (ne)

Eine Aufzeichnung des Webinars finden Sie hier.

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