Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(05): 283
DOI: 10.1055/s-0031-1287780
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DGRW-Updates zur Patientenschulung und Alkoholabhängigkeit

DGRW Updates on Patient Education and Alcohol Addiction
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Publication Date:
05 October 2011 (online)

Im letzten Jahr startete unsere Zeitschrift mit einer neuen Serie: Reha-Updates zu ausgewählten Indikationen, die sich sowohl an Praktiker als auch an Forscher in der Rehabilitation richten. Grundlage ist eine regelmäßige Vortragsreihe der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften auf den jährlich stattfindenden Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquien. Der Leser soll dadurch in komprimierter Form Informationen zum aktuellen und zukünftigen Entwicklungsstand in der Rehabilitation erhalten. Zugleich soll damit die Umsetzung von Forschungsergebnissen in der Praxis gefördert werden.

Die Serie begann mit Updates zur Rehabilitation bei Herz-Kreislauferkrankungen, zur Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen sowie zur Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation (vgl. Rehabilitation 2010; 49: 205–236). In diesem Heft folgen nun die Updates zur Patientenschulung und Alkoholabhängigkeit, im nächsten Heft zur neurologischer Rehabilitation. Die Literatur dazu wird jeweils online veröffentlicht.

Das Update zur Patientenschulung geht zunächst auf den Begriff der Patientenschulung ein, da dieser häufig unterschiedlich verwendet und interpretiert wird. Sodann wird die Wirksamkeit der Patientenschulung in einem breiten Spektrum von Indikationen belegt (insgesamt 10 Bereiche), aber auch auf Defizite in der Nachhaltigkeit sowie bei zielgruppenspezifischen Programmen (Geschlecht, Alter, Migranten) hingewiesen. Den Autoren zufolge hat die Analyse der Praxis gezeigt, dass in den letzten Jahren der Einsatz manualisierter und evaluierter Programme mehr oder weniger stagniert. Die Autoren setzen sich deshalb für eine noch intensivere Verbreitung von Programmen zur Patientenschulung in der Praxis ein.

Das Update zur Alkoholabhängigkeit enthält neben epidemiologischen Daten wichtige Forschungsergebnisse der letzten beiden Jahre, die für die Praxis von Bedeutung sind (Schwerpunkt Erwachsene). Dabei wird auch auf Unterschiede zwischen dem deutschen und dem internationalen Forschungsstand hingewiesen (weniger randomisierte, kontrollierte Studien in Deutschland). Insgesamt wird aber festgestellt, dass die Entwöhnungsbehandlung in Deutschland sehr erfolgreich ist. Die Autorin setzt sich dafür ein, anstatt der Untersuchung einzelner Maßnahmen stärker die Beforschung von „Maßnahmebündeln“ in den Vordergrund zu stellen.

Neben Beiträgen zur Ergotherapie in der beruflichen Integration psychisch erkrankter Menschen, zu Zielvereinbarungen in der medizinischen Rehabilitation sowie zur Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung in ­Rehabilitationskliniken enthält dieses Heft auch einen Beitrag der Berliner Forschungsgruppe zu den Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) am Beispiel der Suchtrehabilitation. Anlass für die Entwicklung der RMK war die gesetzliche Einführung von Diagnosis Related Groups (DRGs) im Krankenhaussektor. In der Folge wurde verstärkt auch eine Fallpauschalierung in der Rehabilitation (kontrovers) diskutiert und im Bereich der Rehabilitation der Krankenversicherung auch teilweise eingeführt, zumeist auf der Basis von Einzelverhandlungen. Kritiker wenden ein, dass Fallpauschalen in der Rehabilitation dazu führen könnten, Qualität und Bedarfsgerechtigkeit der Behandlung zu mindern. Vor diesem Hintergrund stellt das bereits seit 1997 entwickelte und beforschte Konzept der RMK eine Patientenklassifikation auf der Grundlage indikationsbezogener, individueller Bedarfe in den Mittelpunkt von Leistungen.

Der Beitrag gibt einen Überblick über die Forschungsstrategie und die bisherigen Forschungsergebnisse am Beispiel der Alkohohlabhängigkeit (vgl. dazu auch das Update zur Alkoholabhängigkeit). Konzept und Ergebnisse der RMK werden in der Fachdiskussion kontrovers beurteilt. Mit der Veröffentlichung dieses Beitrags möchten die Herausgeber zu einer breiteren ­Diskussion von Vergütungssystemen und ihren Alternativen in der Rehabilitation beitragen (vgl. z. B. auch [1] [2]).·

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  • Literatur

  • 1 Uhlmann A. Symposium des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Freiburg/Bad Säckingen zum Thema „Reha 2020 – Neue Vergütungssysteme in der Rehabilitation?“ vom 18. bis 19. Februar 2011 in Freiburg. Rehabilitation 2011; 50 (04) 271-273
  • 2 Gerdes N, Funke UN, Schüwer U et al. Ergebnisorientierte Vergütung der Rehabilitation nach Schlaganfall – Entwicklungsschritte eines Modellprojektes 2001–2008. Rehabilitation 2009; 48: 190-201