Zusammenfassung
Hintergrund
Dem Phänomen „Burnout“ kommt – so die Daten verschiedener Krankenkassen – in der Arbeitswelt eine zunehmende Bedeutung zu. Mitarbeiterinnen aus Einrichtungen der stationären Langzeitversorgung stellen mit Blick auf diese Problematik eine besonders vulnerable Gruppe dar.
Ziele
Zunächst wurde untersucht, ob Belastungen (z. B. die quantitative Arbeitsbelastung) und gesundheitsrelevante Ressourcen (z. B. Führungskapital) in direktem Zusammenhang mit dem Burnout-Risiko stehen. Zusätzliches Ziel war die Überprüfung, ob sich Wechselwirkungen zwischen belastenden und gesundheitsförderlichen Faktoren zeigen und diese damit indirekt Einfluss auf das Burnout-Risiko nehmen.
Material und Methoden
In acht Einrichtungen der stationären Langzeitversorgung wurden Mitarbeiterinnen mittels einer standardisierten Erhebung nach relevanten, arbeitsplatzbezogenen Einflussfaktoren auf das Burnout-Risiko und nach ihrem individuellen Risiko befragt. Um die Hypothesen zu überprüfen wurden Korrelations- und Strukturgleichungsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse
Ein erhöhtes Burnout-Risiko haben 37 % der Mitarbeiterinnen. Die Arbeitsbelastung (r = 0,53) und der Arbeit-Familie-Konflikt (r = 0,58) stehen in engem Zusammenhang mit dem Burnout-Risiko, während Führungs- und Netzwerkkapital (r = − 0,34 bzw. r = − 0,27) deutlich niedrigere Korrelationskoeffizienten aufweisen. Jedoch steht das Führungskapital in einem engen Zusammenhang mit der Arbeitsbelastung (r = − 0,51) und das überprüfte Modell legt nahe, dass Führungskapital ein indirekter Einflussfaktor auf das Burnout-Risiko ist („total effect“ = − 0,56).
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht allein auf das Gesundheitsverhalten zielen sollten, sondern auch auf das Management und die Organisation einer Einrichtung, wenn das Burnout-Risiko gesenkt und die Gesundheit der Mitarbeiterinnen langfristig gefördert werden sollen.
Abstract
Background
Recent health insurance data indicate that the phenomenon “burnout” is becoming of increasing importance in the working environment. With regard to burnout, staff of long-term care facilities is a particularly vulnerable group.
Objectives
It was supposed that strains (e.g., workload) and health resources (e.g., leadership capital) are associated with the risk of burnout. In addition, the objective was to investigate if these factors influence each other and, thus, have an indirect impact on the risk of burnout.
Material and methods
A standardized survey in eight long-term care facilities was carried out. Staff members were questioned concerning their individual burnout risk and work-related factors which may influence this risk. Correlation analyses and structural equation modelling were used to test hypotheses.
Results
Of staff members, 37 % have an increased risk of burnout. Workload (r = 0.53) and work–family conflict (r = 0.58) are strongly associated with the risk of burnout, while leadership capital (r = − 0.34) and social network capital (r = − 0.27) show lower correlation coefficients. However, leadership capital is strongly associated with workload (r = − 0.51) and our model suggests that it might have an indirect impact on the risk of burnout (total effect = − 0.56).
Conclusions
The findings indicate that work place health promotion should not only target health-related behavior. Working conditions and management factors seem to have a noticeable influence on the staff’s risk of burnout and should therefore be considered when developing workplace health promotion strategies.
Notes
Um die Lesbarkeit zu gewährleisten, wird ausschließlich die weibliche Form verwendet, da in der stationären Langzeitversorgung überwiegend Frauen arbeiten. Männer sind selbstverständlich eingeschlossen.
In der ICD-10 finden sich das Phänomen des „Ausgebranntsein (Burn out)“ ebenso wie der „Zustand der totalen Erschöpfung“ oder auch „Stress, anderenorts nicht klassifiziert“ unter dem Code Z.73 als ein „Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Die Z-Kategorien sind explizit „für Fälle vorgesehen, in denen Sachverhalte als ‚Diagnosen‘ oder ‚Probleme‘ angegeben sind, die nicht als Krankheit, Verletzung oder äußere Ursache unter den Kategorien A00-Y89 klassifizierbar sind“ [32, o. S.]. Es ist unklar, ob Ärztinnen die Z-Codierungen auch für andere Phänomene nutzen oder beim Burnout auf die F-Diagnosen zurückgreifen, weil sie die Z-Codierungen für eine Krankschreibung als nicht geeignet erachten [11]. Auch in der ICD-11 soll die Klassifizierung von Burnout so beibehalten werden [12].
Die Daten wurden im Rahmen des Projekts „Qualität und Gesundheit in der stationären Altenhilfe“ erhoben. Die Untersuchung wurde mit Unterstützung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) durchgeführt und war eingebettet in das Kooperationsprojekt „Health Promotion in Long Term Care“ des Ludwig Boltzmann Instituts for Health Promotion Research (LBIHPR, Wien) mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld.
Die Einschätzung darüber wurde den Einrichtungen überlassen, da von außen die konzeptionell bedingte Aufteilung zwischen Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft nicht zu beurteilen ist.
Eine detailliertere Beschreibung der Methodik und der Stichprobe findet sich bei Kleina et al. [21].
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Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt
Die Autorinnen geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Untersuchungen am Menschen. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig, die ausgefüllten Fragebögen konnten entweder in einer geschlossenen Rückgabebox eingeworfen oder per Post in einem vorfrankierten Rückumschlag direkt an das Projektteam zurück geschickt werden. Die Befragung wurde vollständig anonymisiert durchgeführt und den Mitarbeiterinnen schriftlich zugesichert, dass die Einrichtungen keinerlei Zugriff auf die erhobenen Daten erhalten.
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Brause, M., Kleina, T., Horn, A. et al. Burnout-Risiko in der stationären Langzeitversorgung. Präv Gesundheitsf 10, 41–48 (2015). https://doi.org/10.1007/s11553-014-0469-7
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