Ultraschall Med 2008; 29(3): 314
DOI: 10.1055/s-2008-1080982
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Ultraschallpionier feiert seinen 80. Geburtstag!

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Publication Date:
01 July 2008 (online)

 

Prof. Dr. Alfred Kratochwil

Prof. Dr. Alfred Kratochwil, einer der Ultraschallpioniere des deutschen Sprach-raumes feierte am 25. Mai seinen 80. Geburtstag. Seine Ausbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe absolvierte er an der II. Frauenklinik in Wien. Am 17.7.1968 wurde ihm nach erfolgter Habilitation die Venia docendi verliehen. Im selben Jahr publizierte er sein erstes Lehrbuch "Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie". Stimuliert durch Untersuchungen von Ophthalmologen und Neurologen verwendete der junge Arzt Kratochwil zunächst eine Ultraschallmaschine, die für die Materialüberprüfung von Eisenbahnschienen entwikkelt worden war. Damals war die A-Mode-Technik die einzig verwendbare Methode, um entsprechende Informationen mittels Ultraschall aus dem Körperinneren zu erzielen. Damit gelang es ihm frühzeitig, die Plazentalokalisation zu bestimmen. Er führte auch die ersten Beckenmessungen. Weiterhin gelang es ihm, fetale Herzbewegungen im A-Bild festzuhalten.

Von seinem Chef, Herrn Prof. Dr. Hugo Husslein wurde er mit der Errichtung eines Ultraschalldiagnostik- und Ausbildungszentrums beauftragt. Gemeinsam mit der Firma Kretz-Technik kam es zur raschen Weiterentwicklung der Geräte und bereits Ende der 60er Jahre entwikkelte Kratochwil einen "Fingerhut", der für die Vaginalsonographie eingesetzt werden konnte. Unter Verwendung eines speziellen A-Scan-Transducers mit einer zentralen Öffnung war es erstmals möglich, unter Sicht Amniozentesen durchzuführen. Dies war der Beginn des interventionellen Ultraschalls. Anfang der 70er Jahre gelang es Kratochwil, die zyklische Entwicklung des Ovars sonographisch festzuhalten. Damit wurde er zum Wegbereiter für die moderne Sterilitätsdiagnostik und -therapie.

1972 wurde Dr. Alfred Kratochwil zum Professor an der II. Frauenklinik ernannt. 1973 organisierte er das erste Ultraschall Dreiländertreffen in Wien. Prof. Kratochwil war Gründungsmitglied der ÖGUM (1973) und ebenso Gründungsmitglied der Europäischen Gesellschaft und der Weltgesellschaft für Ultraschall in der Medizin und Biologie. Zwischen 1978 und 1981 war Prof. Kratochwil Präsident der EFSUMB.

Prof. Kratochwil hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, viele davon in deutscher Sprache. Er ist der Autor von vier Büchern. Sein letztes Ultraschallbuch war "Endosonography in Obstetrics and Gynaecology" (gemeinsam mit Prof. Bernaschek und Prof. Deutinger).

Im Jahr 1981 verließ Prof. Kratochwil die Frauenklinik und folgte dem Ruf, Chefarzt im Krankenhaus Baden, einer Peripheriestadt von Wien, zu werden. Auch in dieser Zeit hat die Liebe zum Ultraschall nie nachgelassen. Unzählig sind die Schüler, die von ihm gelernt haben (nicht nur Gynäkologen, auch Internisten, Radiologen und viele andere Subspezialitäten haben die Basiskenntnisse bei ihm erworben). Prof. Kratochwil war immer neugierig, er war immer einer, der über den Tellerrand hinausblickte und den die Ultraschalltechnik so sehr faszinierte, dass er mit seinem Wirken weit über seine gynäkologischen Wurzeln hinausging.

Unzählig sind die Ehrungen, die Prof. Kratochwil erfahren hat. So wurde er 1984 zum Ehrenpräsidenten der ÖGUM ernannt. Aufgrund seiner herausragenden Qualifikation wurde er im Jahr 1990 in das ÖGUM-DEGUM Stufe III-Board aufgenommen.

Im Jahr 1991 war er der erste, der die Ian Donald Goldmedaille von der International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology (ISUOG) erhielt. Diese Medaille wurde ihm von Mrs. Alix Donald, der Witwe von Prof. Ian Donald, überreicht.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1993 begann Prof. Kratochwil mit einer zweiten großen Schaffensperiode: die 3D- bzw. 4D-Ultraschalldiagnostik hatte es ihm angetan! Auch heute noch ist Prof. Kratochwil regelmäßig an der Klinik anzutreffen, wo er seine klinischen und wissenschaftlichen Untersuchungen durchführt. Nach wie vor ist er in der ganzen Welt bei wichtigen Kongressen anzutreffen, wo er zu entsprechenden Key-Note-Lectures eingeladen wird. Er ist ein bekannter und vorzüglicher Redner, dem es gelingt, die wichtigen Aspekte der Ultraschalldiagnostik und auch die Begeisterung dafür zu übertragen.

Mit Prof. Kratochwil haben wir einen der wichtigsten Pioniere der Ultraschall-diagnostik in unserer Mitte. Wir sind froh, dass er heute noch in dieser geistigen Frische aktiv unser Spezialgebiet betreut und bereichert. Wir wünschen ihm und uns, dass er dies noch möglichst lange durchführen kann. Ad multos annos!

In freundschaftlicher Verbundenheit!

Josef Deutinger, Eberhard Merz

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