Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(3): 88
DOI: 10.1055/s-2007-990729
Forum
Für Sie referiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tod auf der Intensivstation: Korrekte Kommunikation mit Angehörigen erleichtert Trauer

Further Information

Publication History

Publication Date:
24 September 2007 (online)

 

Liegt ein Patient auf einer Intensivstation im Sterben, besteht bei den Angehörigen ein starkes Bedürfnis nach intensiven Gesprächen mit und ausführlichen Informationen von den behandelnden Ärzten. Wie sich die Struktur und der Inhalt solcher Gespräche auf die nachfolgende Trauer auswirken, untersuchten A. Lautrette et al. N Engl J Med 2007; 356: 469-478

Teilnehmer der Multizenterstudie waren Angehörige von Patienten, die auf einer Intensivstation im Sterben lagen. Sie wurden randomisiert auf 2 Gruppen verteilt. In der Kontrollgruppe fand mit ihnen ein Gespräch entsprechend der jeweiligen örtlichen Gepflogenheiten statt. Die Studiengruppe erhielt eine Informationsbroschüre, die über Verlust naher Angehöriger informierte. Zudem erfolgte in dieser Gruppe das Angehörigengespräch gemäß einer genau strukturierten Vorgabe. 90 Tage nach dem Tod des Patienten wurde ein Angehöriger stellvertretend für die Familie am Telefon befragt. Hierbei verwendeten die Autoren validierte Fragebögen zur Trauerarbeit (Impact of Event Scale, IES) sowie zu Ängstlichkeit und Depression (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS). Die Ergebnisse beider Gruppen verglichen sie miteinander.

126 Angehörige nahmen an der Studie teil, davon jeweils 63 in beiden Gruppen. Die Dauer der Gespräche war in der Interventionsgruppe signifikant länger als in der Kontrollgruppe (Median 30 vs. 20 Minuten). Auch hatten hier die Angehörigen mehr Gelegenheit, selbst zu sprechen (Median 14 vs. 5 Minuten). 108 Studienteilnehmer ließen sich 90 Tage nach dem Tod des Patienten am Telefon befragen, davon 56 aus der Interventions- und 52 aus der Kontrollgruppe. Angehörige, mit denen intensiver kommuniziert worden war, zeigten signifikant geringere mediane IES Werte und weniger posttraumatische Stresssymptome (45 vs. 69%). Auch lagen bei ihnen die medianen HADS Werte niedriger. Symptome von Ängstlichkeit (45 vs. 67%) und Depression (29 vs. 56%) kamen bei ihnen ebenfalls seltener vor.

Familienangehörige möchten häufig über den weiteren Verlauf der Therapie mitentscheiden (Bild: Digital Vision, nachgestellte Situation).

    >