Gesundheitswesen 2004; 66(3): 137-141
DOI: 10.1055/s-2004-813026
Laudatio

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Innovation durch Interdisziplinarität

Laudatio für Prof. Dr. rer. pol. Ralph Brennecke anlässlich der Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille am 24. September 2003Innovation by Interdisciplinarity. Laudatio for Professor Dr. rer. pol. Ralph Brennecke on the Occasion of Awarding the Salomon Neumann Medal on 24 September 2003J. G. Gostomzyk1
  • 1Prof. Dr. J. G. Gostomzyk, Präsident der DGSMP, Gesundheitsamt Augsburg
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Publication Date:
15 April 2004 (online)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Prof. Brennecke,

die DGSMP verleiht seit 1986 im Rahmen ihrer Wissenschaftlichen Jahrestagungen die Salomon-Neumann-Medaille (SN-M). Sie ehrt damit Persönlichkeiten, die sich um Sozialmedizin in besonderem Maße verdient gemacht haben.

Der Laudatio gebe ich folgende Eckpunkte:

Für die Bewertung eines Gesamtwerks des diesjährigen Preisträgers ist es zu früh. Geehrt werden die Verdienste um die Sozialmedizin. Nach 14 Jahren gemeinsamer Vorstandsarbeit (1987 bis 2001) ist eine gewisse Subjektivität unvermeidbar.

Der zu Ehrende kennt aus eigener Vorstandsarbeit die ungeschriebenen, aber doch stringenten Regeln der Kandidatenwahl für diese Auszeichnung. Er hat selbst 1995 in Magdeburg die Laudatio für Alfons Jochheim und 1998 für Georges Füllgraf gehalten.

Er ist auch vertraut mit der Biografie und Bedeutung des Berliner Arbeiterarztes und Epidemiologen Salomon Neumann (1819 - 1908), Zeitgenosse Rudolf Virchows (1821 - 1902). Für alle, die nicht vertraut sind, zitiere ich den Medizinhistoriker Alfons Labisch. Er nannte Salomon Neumann „den Wegbereiter sozialmedizinischen Denkens und Handelns, der eine Epidemiologie entwickelte, die gleichermaßen lebens- und arbeitsbezogen war und auch den Stand der medizinischen Versorgung mit einbezog”.

Frühe Lebenserfahrungen prägen die Persönlichkeit besonders stark, also die Familie, der Ort, das unmittelbar erlebte Zeitgeschehen. Ralph Brennecke wurde am 23.6.1944, also knapp ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkriegs, in Jena als Sohn des Kaufmanns Alfred Brennecke und seiner Ehefrau Gertrud geboren. In den schwierigen Nachkriegsjahren, in denen zuerst das Überleben und dann die wirtschaftliche Existenz zu sichern waren, wechselte die Familie in relativ kurzen Zeitabständen mehrfach den Wohnsitz, von Jena nach Wetzlar, von dort nach St. Augustin bei Bonn, anschließend nach Reinbek bei Hamburg und schließlich nach Scheeszel/Bremen, wo Ralph Brennecke 1964 am mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig des Gymnasiums das Abitur ablegte. Unmittelbar darauf folgten die Ortswechsel nach Flensburg zur Bundeswehr und 1966 schließlich zum Studium nach Frankfurt am Main.

Ortswechsel der Familie trennen das Kind zwar nicht von seinen Eltern, aber dennoch von der vertrauten Umgebung, den Freunden und der kulturellen Umwelt und sind eine belastende Zäsur. Unter dem Druck der Herausforderungen in immer neuer Umgebung entwickelte Ralph Brennecke besondere Fähigkeiten und Stärken. Wer Gelegenheit hat, mit ihm näher zusammenzuarbeiten, erkennt die Prägung der Persönlichkeit aus der Kindheit und Jugendzeit. Er verfügt in weit überdurchschnittlichem Maß über die Fähigkeit, sich rasch in neuer Umgebung zu orientieren und zielgerichtet und konfliktvermeidend zu integrieren. Ich glaube sogar, dass er darüber hinaus sofort nach neuen Herausforderungen Ausschau hält, wenn er die bisherige Aufgabe beherrscht.

Die aktive Integration in neue Umgebungen und Aufgaben gelingt auch, weil Ralph Brennecke freiwillig einen Preis dafür zahlt. Unverzüglich übernimmt er mit Eifer und in beachtlichem Umfang Verantwortung und Arbeit und wirkt kreativ gestaltend. Seine hohe Eigenmotivation, gepaart mit den Sekundärtugenden seriöser Kaufleute, wie Pünktlichkeit, Leistungsbereitschaft und Korrektheit, sind gruppendynamisch für bereits Etablierte oder weniger Motivierte stets eine Herausforderung, für viele ein Vorbild.

Das Persönlichkeitsprofil, gepaart mit hoher Qualifikation als Wissenschaftler und als akademischer Lehrer, prädestinieren und machen Ralph Brennecke zum Leiter von Arbeitsgruppen, Forschungsverbünden, Instituten, Fachgesellschaften sowie zum Berater und Berichterstatter in Gremien für Forschung, Lehre, Hochschulangelegenheiten und Politik.

Prof. Dr. J. G. Gostomzyk

Gesundheitsamt

Hoher Weg 8

86152 Augsburg

Email: johannes.gostomzyk@a-city.de

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