Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(6): 373
DOI: 10.1055/s-0041-102955
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

(K)Ein kleiner Pieks – Nadelphobiker und die Medizin

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Publication Date:
06 July 2015 (online)

Eine Frau mit kalkweißem Gesicht stoppt kurz vor der Tür zur Artzpraxis, dreht ab und läuft mit ihrem Säugling eine Runde um den Block – die sechste, um genau zu sein. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals – und dass, obwohl nur ihrem Kind die Spritze „bedrohlich“ nahekommen wird. Das Problem? Eine Nadelphobie. Da wird selbst die Impfung vom Nachwuchs zur Mutprobe. Eine Seltenheit? Eine kurze Suche zeigt: Die Internet-Foren sind voller Menschen, denen ihre panische Angst vor Spritzen & Co einen Arztbesuch unmöglich macht. Der Leidensdruck ist teilweise so immens, dass Frauen überlegen, ob sie wirklich schwanger werden möchten – denn die ganzen Blutabnahmen, die das nach sich zieht … Für einen Nicht-Betroffenen schwer nachvollziehbar, dafür aber nicht weniger problematisch im medizinischen Umgang mit diesen Patienten.

Etwa 3,5–10 % der Bevölkerung leiden unter dieser speziellen Phobie in mehr oder minder starker Ausprägung. Viele lassen sich nicht impfen, kein Blut abnehmen, beim Zahnarzt alle Behandlungen ohne Betäubung machen – oder gehen gar nicht erst zum Arzt oder ins Krankenhaus. Das erhöht auch Mortalität und Morbidität. Natürlich gibt es Therapiemöglichkeiten – wenn sich Patienten rechtzeitig vor einem elektiven Eingriff dazu entschließen, etwas gegen ihre Angst zu tun. Bei Notfällen bleibt dafür jedoch keine Zeit mehr … Und genau in solchen Fällen betrifft uns Anästhesisten diese Angst vor Nadeln ganz besonders. Die Kasuistik in dieser Ausgabe ab S. 388 zeigt den Fall einer Patientin am Ende einer Schwangerschaft, deren Phobie ein herkömmliches Vorgehen bei einer Sectio unmöglich macht und ein schnelles Umdenken erfordert.

Claas Buschmann und Kollegen wenden sich in ihrem Beitrag ab S. 392 einer ganz anderen Patientengruppe zu: Verstorbene Notfallpatienten werden nicht selten in rechtsmedizinischen Instituten untersucht. Diese Daten bieten die Möglichkeit, präklinische Notfallmaßnahmen retrospektiv zu überprüfen. Dafür ist eine Kooperation zwischen den Trägern von Notfall- und Rechtsmedizin notwendig.

Neben den bereits genannten Beiträgen und dem Topthema zum suchtkranken Patienten in der Anästhesie finden Sie natürlich noch mehr spannende Themen – lassen Sie sich überraschen!

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

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K. Zacharowski, Frankfurt/Main

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