ergopraxis 2013; 6(09): 41
DOI: 10.1055/s-0033-1356918
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Reingelesen – Wachsen statt zerbrechen

A. Salcher

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Publication Date:
06 September 2013 (online)

 
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Als Ergotherapeutin arbeitet man immer mit Menschen, die von Verletzungen betroffen sind, äußerlich wie innerlich. Das Buch des Wiener Schriftstellers Andreas Salcher gibt einen Einblick in die vielschichtigen Traumata. Sie sind oft nicht sichtbar und wurden Menschen häufig durch unterschätzte, unüberlegte Situationen zugefügt. Der Autor schreibt nicht als Therapeut, sondern eher als Betroffener. Er berichtet nicht über grundsätzlich Neues, sondern ruft Altbekanntes eindrücklich und gefühlvoll ins Gedächtnis. Dem Leser wird bewusst, wie sehr Verletzungen zum Leben gehören und ein nicht unerheblicher Teil davon sind. Salcher schreibt realistisch und bewahrt uns vor der Illusion, dass uns in einem Seminar unser Leid und unsere ängste genommen werden und unsere Persönlichkeit dauerhaft verändert wird. Leid und ängste sind zur Auseinandersetzung mit uns selbst sehr hilfreich. Der Autor zeigt in Ansätzen Möglichkeiten auf, mit beidem umzugehen und einen umsichtigen Umgang mit Mitmenschen zu haben. Hoffnung flammt auf, das Erlebte in eine positive Richtung zu beeinflussen.

Ein lesenswertes Buch für Therapeuten sowie für jeden, den das Thema Menschlichkeit interessiert und berührt. Es hilft, Verhalten besser zu verstehen und empathisch zu agieren. Ein anspruchsvolles Buch, das nicht in einem Rutsch lesbar ist. Man setzt sich mit den vielen geschilderten Verletzungen teils ungewollt auseinander, jedoch nicht immer trockenen Auges.

Michaela Zakowski, Ergotherapeutin mit Fachgebiet Neurologie und Pädiatrie