Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(49): 2589
DOI: 10.1055/s-0032-1327299
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

Chronic obstructive pulmonary disease (COPD)
P. Pommer
1   Klinik am Kofel, Gesundheitszentrum Oberammergau
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2012 (online)

Zum Beitrag in DMW 22/2012

Der Artikel [1] enthält viele interessante und z. T. auch für mich als Pneumologen nicht im Detail bekannte Fakten – ich habe vom Lesen sehr profitiert. Zur medikamentösen Therapie möchte ich etwas aus der Erfahrung meiner pneumologischen AHB-Abteilung mit vielen COPD-Patienten anmerken:

Trotz der theoretischen Überlegenheit von Tiotropium kenne ich keinen Patienten ab GOLD III, der damit allein auskommt – mit Salmeterol/Formoterol (+ ICS) aber sehr wohl. Bei GOLD I und II dagegen ist Tiotropium durch seinen hohen Preis unwirtschaftlich, meist reichen kurz wirksame Betaagonisten bei Bedarf aus. Es ist die Frage, inwieweit ein Vergleich mit der Konkurrenz, der von der einen Seite bezahlt wurde, wirklich ernst genommen werden kann [2] [5]. Auffällig im Studiendesign ist, dass der High-Tech-Pulverinhalator mit einem Dosieraerosol verglichen wurde, und es im Protokoll keinen Hinweis gibt, dass die Inhalationstechnik mit dem Dosieraerosol geübt und überprüft wurde [2] [5]. Wir wissen alle, wie schwierig die Koordination bei der Inhalation mit Dosieraerosolen für viele Patienten ist.

Im Hinblick auf die Metaanalysen von Singh [3] [4] hat man klugerweise kardiale Risikopatienten ausgeschlossen, auch wenn unter Berufung auf die UPLIFT-Studie oft behauptet wird, das sei nicht stichhaltig (was aber unrichtig ist, da die UPLIFT-Studie einen anderen primären Endpunkt hatte, der zudem nicht erreicht wurde [5]).

Roflumilast ist aktuell nur selten im Einsatz. Nach anfänglicher Euphorie, als sogar Asthma-Patienten aus nicht-pneumologischen Abteilungen mit dem neuen Medikament kamen, wird es nun selbst bei COPD kaum mehr verordnet, aus gutem Grund: die Verträglichkeit ist miserabel. Eine meiner Patientinnen hatte damit 32 kg abgenommen (vielleicht öffnet sich dem Präparat ja eine neue Indikation, ähnlich Sildenafil). Bis auf drei hatten alle Patienten, die in diesem Jahr „durch meine Hände“ gingen, Roflumilast bereits abgesetzt oder baten darum, es absetzen zu dürfen, was in diesen Fällen problemlos gelang.

Autorenerklärung: Der Autor erklärt, dass er keine finanziellen Verbindungen mit einer Firma hat, deren Produkt in diesem Artikel eine wichtige Rolle spielt (oder mit einer Firma., die ein Konkurrenzprodukt vertreibt).