Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13(5): 211-212
DOI: 10.1055/s-0032-1318884
Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektiven aufzeigen und entwickeln. 9. Kongress der DGP 2012 in Berlin

Further Information

Publication History

Publication Date:
05 September 2012 (online)

„Gerade wenn man glaubt, etwas zu wissen, muss man es aus einer anderen Perspektive betrachten. Auch wenn es einem albern oder unnötig erscheint. Man muss es versuchen.“
John Keating in „Der Club der toten Dichter“ von Nancy H. Kleinbaum

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

willkommen zum 9. Kongress der DGP 2012 in Berlin mit dem Leitmotiv „Perspektiven in Mitte“. Mit diesem Motto wollen wir nicht nur auf den besonderen Veranstaltungsort hinweisen – das Berliner Congress Centrum (BCC) „in Mitte“. Wir wollen auch zum Ausdruck bringen, dass mit dem Kongress unterschiedliche Sichtweisen, ungewohnte Blickwinkel und neue Perspektiven aufgezeigt und zusammengeführt werden sollen. Wir sind daher besonders dankbar für die zahlreichen Ideen und Anregungen aus den Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen und Gremien der DGP, aus denen ein facettenreiches und multiperspektivisch angelegtes wissenschaftliches Kongressprogramm entstanden ist, das – so unsere Hoffnung – Impulse für die weitere Entwicklung der Palliativversorgung in Deutschland setzen wird.

Mit dem Motto „Perspektiven in Mitte“ soll nicht zuletzt daran erinnert werden, wer im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Arbeit steht: Menschen mit schweren, lebenslimitierenden und nicht heilbaren Erkrankungen und ihr soziales Umfeld. Ihre Sichtweisen und Bedürfnisse sollen während des Kongresses zur Sprache kommen und für die unterschiedlichen Helfergruppen und ihr Versorgungshandeln orientierend sein. Zugleich sollen sie für die Qualitätssicherung und Organisationsentwicklung in der Palliativversorgung wie auch für die Gestaltung des bundesdeutschen Gesundheitssystems insgesamt Maßstäbe setzen. Wichtig ist uns dabei, nicht nur über die Betroffenen zu reden, sondern möglichst mit ihnen und ihren Angehörigen in einen Dialog einzutreten und damit lauter werdenden Forderungen nach mehr Partizipation und Mitbestimmung auch in der Palliativversorgung zu entsprechen. Darüber hinaus sollen Menschen mit Behinderungen, mit Migrationshintergrund oder mit speziellen sozialen Problemlagen in den Blick genommen und auch für sie und mit ihnen Perspektiven in Palliativsituationen entwickelt werden.

Als Präsidium haben wir Wert darauf gelegt, dass die unterschiedlichen Professionen und Disziplinen, die sich mit Fragen der Palliativ- und Hospizversorgung befassen, gleichberechtigt zu Wort kommen, dass sie ihre Sichtweisen einbringen und ihre Beiträge und Überlegungen miteinander in Beziehung setzen können. Deswegen werden in den wissenschaftlichen Symposien und Plenarsitzungen häufig unterschiedliche fachliche oder professionelle Perspektiven vorgestellt, miteinander in Beziehung gesetzt und diskutiert. Wir haben aber auch Veranstaltungen konzipiert, in denen die einzelnen Akteurs- und Interessengruppen Gelegenheit haben, eigene Belange unter sich zu diskutieren. Mit diesem bewussten Ansatz eines gleichermaßen intra- und interprofessionellen Gedankenaustausches und wissenschaftlichen Diskurses wollen wir auch für andere Bereiche der Gesundheitsversorgung Anregungen geben. Wir wollen dazu ermutigen, Fragen der Behandlung und Begleitung konsequent entlang der Interessen und Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu diskutieren und die sich in der Versorgung ergebenden Herausforderungen durch die Zusammenführung komplementärer Sichtweisen und Interventionen zu beantworten.

Die zahlreichen Veranstaltungen des diesjährigen Palliativkongresses sind zu sechs thematischen Einheiten zusammengefasst: Diagnostik & Therapie, Kultur & Medien, Mensch & Gesellschaft, Politik & System, Qualität & Bildung sowie Spiritualität & Ethik. Diese Gliederung soll die Orientierung in dem dichten Programm erleichtern. Zugleich schlägt sich darin die Spannbreite der in der Palliativversorgung zu bearbeitenden Themen nieder. Dazu gehört nicht nur, dass aktuelle medizinische Erkenntnisse aus den verschiedensten Fachgebieten von ausgewiesenen Referentinnen und Referenten aufbereitet und in ihrer Relevanz für die Palliativversorgung diskutiert werden. Ergänzend werden Praxisinnovationen und Forschungsergebnisse aus der Pflege- und Therapiewissenschaft sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften, aber auch aus internationaler Perspektive präsentiert. Es werden Fragen der Nachwuchsförderung im Palliativbereich aufgegriffen, Qualifizierungsmaßnahmen und ihre jeweiligen Wirkungen beleuchtet und spezielle kulturelle oder ethische Herausforderungen in den verschiedenen Settings und Stadien der Palliativversorgung thematisiert.

Wenn es darum geht, Perspektiven aufzuzeigen und zu entwickeln, dürfen in der Bundeshauptstadt Berlin Veranstaltungen mit politischem Charakter nicht fehlen. So werden beispielsweise Vertreter der DGP, der EAPC, des Deutschen Netzwerkes für Versorgungsforschung und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über Möglichkeiten zur Intensivierung der Versorgungsforschung im Palliativ- und Hospizsektor in Deutschland beraten. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend greift ein Bürgerforum die Frage auf, welche Chancen die Palliativversorgung für Demente und ihre Familien bietet. Rückblicke in die Geschichte der Palliativversorgung und Ausblicke in die Zukunft sollen zum Nach- und Vordenken anregen und die Diskussion und Planung konkreter Maßnahmen z. B. zur Umsetzung der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ (Nationaler Strategieplan) unterstützen.

Schließlich wird auch Berlin mit seinen Menschen, Milieus und Kulturen den 9. Kongress der DGP prägen, ihm einen besonderen Charakter verleihen und zuweilen neue und ungewohnte Perspektiven eröffnen. Wir hoffen auf ein anregendes Zusammentreffen vieler Menschen in der lebendigen, aufregenden und spannungsreichen Mitte dieser wunderbaren Stadt und auf neue Perspektiven für die Palliativversorgung in Deutschland.

Prof. Dr. Michael Ewers Martina Kern Prof. Dr. H. Christof Müller-Busch

Zoom Image
Prof. Dr. Michael Ewers
Zoom Image
Martina Kern
Zoom Image
Prof. Dr. H. Christof Müller-Busch