Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(31/32): 1595-1600
DOI: 10.1055/s-0032-1305174
Prävention & Versorgungsforschung | Review article
Gesundheitswesen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arzneimittelkosten in der privaten Krankenversicherung – eine Szenariobetrachtung

Impact of demographic chance on pharmaceutical expenses in private health insurance – a scenario-based analysis
W. Böcking
1   Forschungsverbund Public Health Sachsen-Sachsen Anhalt e.V., Dresden
,
O. Tidelski
1   Forschungsverbund Public Health Sachsen-Sachsen Anhalt e.V., Dresden
,
B. Skuras
1   Forschungsverbund Public Health Sachsen-Sachsen Anhalt e.V., Dresden
,
A. Bäumler
1   Forschungsverbund Public Health Sachsen-Sachsen Anhalt e.V., Dresden
,
F. Kitzmann
1   Forschungsverbund Public Health Sachsen-Sachsen Anhalt e.V., Dresden
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

21 May 2012

28 June 2012

Publication Date:
07 August 2012 (online)

Zusammenfassung

Die Ausgaben für Gesundheit sind in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Diese Kostensteigerung ist nicht nur in der Gesamtbetrachtung sondern bei allen Einzelpositionen zu beobachten, insbes. bei den Arzneimittelkosten. Detaillierte Auswertungen zur Verteilung und Entwicklung dieser Kosten nach Indikations- und Altersgruppen sind derzeit nur ver- einzelt und zumeist für den Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung verfügbar. Diese Forschungsarbeit basiert auf einer zuvor durchgeführten Datenanalyse und beantwortet die Frage, wie sich die Arzneimittelkosten einer deutschen privaten Krankenversicherung bis zum Jahr 2050 entwickeln werden, wenn sich der beobachtete Trend der letzten Jahre gleichermaßen fortsetzt. Diese Analyse erfolgt getrennt nach verschiedenen Altersgruppen. Ziel ist die Darstellung verschiedener Szenarien, die die Größe des Einflusses einzelner Parameter (demografische Veränderungen, Preisentwicklungen) sichtbar machen. Aufbauend auf der Erkenntnis bestimmter Wirkungsbeziehungen können Maßnahmen zur Bewältigung der zunehmenden Herausforderung der Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems abgeleitet werden. Im Ergebnis zeigt sich, dass demografische Veränderungen und Preiseffekte einen signifikanten Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Pro-Kopf-Arzneimittelkosten haben. Während die hohen Altersgruppen auch zukünftig die höchsten Kosten verursachen werden, ist der Kostenanstieg in den mittleren Altersgruppen jedoch am stärksten ausgeprägt. Diese Steigerung wäre für das gesamte Krankenversicherungssystem belastend. Neben den bisherigen Maßnahmen einer regulatorischen Gesundheitspolitik (insb. verbesserte Kosten-Nutzen-Bewertungen) zeigt der Beitrag damit neue Ansätze für verstärkte Prävention und Gesundheitsförderung auf.

Abstract

Health Insurance costs in Germany have grown constantly over the last years. This increase of costs is not only observable in the total consideration but also in all single items. An outstanding growth rate exists in the field of pharmaceutical expenses. Detailed analyses of distribution and development of these costs, separated by age and indication groups, are currently only sporadically available and mostly focusing on the Statutory Health Insurance system in Germany. This research article is based on an initial data analysis and focuses on the question how pharmaceutical expenses in a German private health insurance company will develop until the year 2050, if the observed trend of the past years continues in the same way. This analysis focuses on different age groups. The objective is the demonstration of several scenarios, which illustrate the level of influence of different parameters (demographic changes, developments of prices for pharmaceuticals). Based on the cognition of certain effects measures for handling the growing challenge of financing the health system can be deduced. As a result, both demographic changes and price effects have an significant impact on the future development of per capita pharmaceutical expenses. Whereas older age groups will still cause the highest costs, the middle-aged people will show the highest growth rates. This strong cost increase is not sustainable for the German health insurance system. In addition to previous measures of a regulatory health policy (especially improved cost-benefit-assessments) the article shows new approaches for an intensified prevention and health promotion.