physiopraxis 2010; 8(11/12): 15
DOI: 10.1055/s-0030-1270100
physiowissenschaft

Chronische Rückenschmerzen – Nutzen von Alternativmedizin nicht gesichert

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Publication Date:
29 November 2010 (online)

 

Manche Arten der Komplementär- und Alternativmedizin scheinen Patienten, die unter chronischen unspezifischen Rückenschmerzen leiden, kurzfristig Erleichterung zu verschaffen. Sichere Empfehlungen können jedoch nicht gegeben werden.

Das ist das Fazit von Sidney M. Rubinstein vom Institute for Health and Care Research der Universität Amsterdam, Niederlande, und seinem Team. Für seinen systematischen Review durchforsteten zwei voneinander unabhängige Bibliothekare der Cochrane Back Review Group Datenbanken wie Medline, Embase, Cinahl und das Cochrane-Zentralregister nach randomisierten kontrollierten Studien, die sich mit der Wirksamkeit von spinaler Manipulation, Akupunktur und pflanzlichen Arzneimitteln bei der Behandlung chronischer Rückenschmerzen beschäftigen. Die Forscher bewerteten die Qualität der Studien anhand der Standards der Cochrane Collaboration und des GRADE-Systems (physiopraxis 9/10, „Das GRADE-System”). Von insgesamt 373 begutachteten Publikationen wählten sie 35 aus: 7 zu pflanzlichen Arzneimitteln, 8 zu spinalen Manipulationen und 20 zur Akupunktur.

Die Autoren fanden Hinweise darauf, dass Akupunktur kurzfristig hilft: als einzelne Therapie und auch, wenn sie durch eine andere Intervention ergänzt wird. Individuelle pflanzliche Arzneimittel schnitten über einen kurzfristigen Zeitraum ebenfalls gut ab. Dagegen zeigten spinale Manipulationsbehandlungen bei chronischen Rückenschmerzen keine klinischen Erfolge – weder im Vergleich mit Scheinbehandlungen noch mit passiven Maßnahmen oder anderen Interventionen.

Aufgrund der schwierigen Vergleichbarkeit und der geringen Qualität der Studien, insbesondere für spinale Manipulationen, können die Autoren jedoch keine Empfehlungen aussprechen. Sie fordern, die Qualität der Studien mithilfe adäquater Stichproben, einer genaueren Definition von „chronischen unspezifischen Rückenschmerzen” und einem geringeren Risiko für Verzerrungen zu verbessern.

giro

Eur Spine J 2010; 19: 1213–1228

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