Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(11/12): 722-730
DOI: 10.1055/s-0030-1268876
Fachwissen
AINS-Topthema: Point-of-Care-Monitoring
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Point-of-Care-Monitoring – Blutgasanalyse

Point-of-Care-Monitoring: Blood gas analysisJohannes Bickenbach, Gernot Marx
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Publication Date:
01 December 2010 (online)

Zusammenfassung

Der Elektrolyt- und der Säure-Basen-Haushalt sind wesentliche Determinanten für den Ablauf von Stoffwechselvorgängen, deren Echtzeitbestimmung insbesondere bei perioperativ und intensivmedizinisch zu behandelnden Patienten nahezu unumgänglich ist. Auch der Oxygenierungsstatus des Blutes als Determinante für die Sauerstoffversorgung des Organismus und des Gasaustauschs wird gemessen. Durch Anwendung des Point-Of-Care-Monitorings können mit der Blutgasanalyse diese wichtigen Regelgrößen zeitnah gemessen, mögliche Kompensationsmechanismen erkannt und Störungen der Homöostase rasch wieder behoben werden. Dieser Fortbildungsbeitrag befasst sich mit der Darstellung der relevanten Kenngrößen der Blutgasanalyse, möglichen pathologischen Veränderungen und deren Behandlung.

Abstract

Electrolyte- and acid-base-balance are relevant determinants for metabolic processes whose real time analysis is obligatory particularly in perioperative and intensive care treated patients.

Also, the oxygenation status of the blood as a determinant for the oxygen supply of an organism and for the gas exchange is measured. By use of “point-of-care” (POC) monitoring, these important variables of blood gas analysis (BGA) can be measured real-time, potential mechanisms of compensation identified and disorder of homoeostasis reconstituted quickly.

This article deals with the presentation of relevant parameters of blood gas analysis, potential pathologies and their treatment.

Kernaussagen

  • „Point-of-Care“-Monitoring bezeichnet Labormessungen, die bettseitig und in Echtzeit durchgeführt werden.

  • Durch die Blutgasanalyse können relevante Aussagen über Stoffwechselvorgänge, den Elektrolythaushalt und den Oxygenierungsstatus des Blutes gemacht werden. Kompensationsmechanismen können frühzeitig erkannt und Störungen der Homöostase rasch wieder behoben werden.

  • Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration. Dieser Wert sollte im menschlichen Organismus für physiologische Stoffwechselvorgänge und für den Sauerstofftransport im Blut auf Werte zwischen 7,35–7,45 eingestellt sein. Dies geschieht durch komplexe Puffersysteme.

  • Im menschlichen Organismus existieren effiziente Regulationsmechanismen, die dafür sorgen, dass trotz im Stoffwechsel ständig anfallender Säuren ein physiologisches Milieu des Säure-Basen-Haushalts aufrechterhalten werden kann.

  • Primäre Störungen des Säure-Basen-Haushalts können respiratorische oder metabolische Ursachen haben. Metabolische Störungen können i. d. R. durch respiratorische Kompensationsmechanismen in weiten Grenzen ausgeglichen werden, respiratorische Störungen können durch metabolische Kompensationsmechanismen reguliert werden.

  • Allein durch die Messung von Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck (pO2, pCO2) sowie den pH-Wert, Bikarbonatkonzentration und der Basenabweichung erhält man Informationen über 3 wesentliche, eng miteinander zusammenhängende physiologische Prozesse, nämlich den Säure-Basen-Haushalt, die Oxygenierung im Blut sowie die alveoläre Ventilation.

  • Die Bestimmung der Anionenlücke kann helfen, die Ursache der metabolischen Störung zu erkennen, weil bei vergrößerter Anionenlücke meist zusätzlich vorhandene organische Säuren (z. B. Laktat) eine Rolle spielen. Die Therapie der metabolischen Azidose erfolgt wie bei allen Abweichungen vom physiologischen Milieu v. a. durch die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung.

  • Der Sauerstoffpartialdruck ist von der gesamten Lungenatmung abhängig und kann von vielen Faktoren beeinflusst werden. Zwischen dem O2-Partialdruck und der O2-Sättigung als Maß für den chemisch an Hämoglobin gebundenen Sauerstoff besteht eine nicht lineare Beziehung.

  • Arterielle Blutgase sind nicht nur eng mit dem Säure-Basen-Haushalt verknüpft, sondern repräsentieren am besten den Oxygenierungsstatus des Blutes. Deswegen sind sie in Anästhesie und Intensivmedizin am besten geeignet, diese relevanten Determinanten zu erfassen und eine entsprechende Hämostasetherapie direkt zu steuern.

Weiteres Material zum Artikel

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Dr. med. Johannes Bickenbach
Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx

Email: jbickenbach@ukaachen.de

Email: gmarx@ukaachen.de

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