Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(5): 209
DOI: 10.1055/s-0030-1265763
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Studie zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen vorgelegt – "Sterben dort, wo man zuhause ist"

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Publication Date:
03 September 2010 (online)

 

Ambulante Hospiz- und Palliativarbeit will ein Sterben zu Hause ermöglichen. Obwohl sich der überwiegende Anteil der Bevölkerung ein Sterben in der vertrauten Umgebung wünscht, wissen nur die wenigsten Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen von dieser Möglichkeit.

Ob dem Wunsch eines Patienten, zu Hause zu sterben, entsprochen werden kann, hängt nicht zuletzt davon ab, wie die ambulante Hospizarbeit organisiert ist. Je nach dem in welcher Region man stirbt und welche Unterstützung man durch die ambulante Hospiz- und Palliativarbeit erfährt, stirbt man in Deutschland anders. Das ist das Ergebnis der Studie "Sterben, dort wo man zuhause ist ... - Organisation und Praxis von Sterbebegleitungen in der ambulanten Hospizarbeit", die an der Universität Augsburg in Kooperation und mit Unterstützung des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV) und der Deutschen Krebshilfe durchgeführt wurde.

"Die meisten Menschen haben leider nur recht diffuse Vorstellungen von dem, was ein Hospiz eigentlich ist und was die Mitarbeiter von ambulanten Palliativdiensten anbieten können", sagt Werner Schneider, Leiter der Studie und gesellschaftswissenschaftlicher Experte für die Fragen von Sterben und Tod. ,Hospiz' wird in der Bevölkerung noch allzu oft mit ,in Kürze sterben' gleichgesetzt. "Daher nehmen Angehörige häufig erst Kontakt mit einem Hospizdienst auf, wenn der Betroffene bereits im Sterben liegt. So können sich die Hospiz-Mitarbeiterinnen aber nicht mehr so gut auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen einstellen", so Schneider.

Der bundesdeutsche Vergleich zeigt deutlich erkennbare Unterschiede in der Betreuung - insbesondere zwischen ländlichen und städtischen Regionen. Diese führen dazu, dass die Wahrscheinlichkeit, zu Hause zu sterben, auf dem Land geringer ist als in einer Stadt. Andererseits führt allein das Vorhandensein von stationären Hospiz- und Palliativeinrichtungen zu mehr Hospitalisierung. "Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie unterschiedlich in Deutschland gestorben wird", so Schneider weiter.

"Wir müssen die ambulante Hospizarbeit dringend weiter ausbauen. Die Mehrzahl der Menschen möchte zu Hause sterben, wir haben aber die Möglichkeiten in diesem Bereich noch längst nicht ausgeschöpft. Bei dem anstehenden weiteren Ausbau der Strukturen für die ambulante Hospiz- und Palliativarbeit muss die Vielfalt an unterschiedlichen Möglichkeiten der allgemeinen und spezialisierten Versorgung berücksichtigt werden; dabei müssen auch die ehrenamtlichen Dienste und das ehrenamtliche Engagement in Zukunft ihren Stellenwert behalten", so Dr. Birgit Weihrauch, Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands.

Der DHPV und der verantwortliche Forschungsleiter, Prof. Dr. Schneider, fordern daher, die Öffentlichkeitsarbeit für die ambulante Sterbebegleitung zu intensivieren. Besonders Ärztinnen und Ärzte gelten für die Hospizdienste als "Türöffner", da sie Patienten und Angehörige über Hospiz- und Palliativarbeit aufklären und eine Kontaktaufnahme empfehlen können.

Nach einer Pressemitteilung des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes e. V. und der Universität Augsburg

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