Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(4): 156
DOI: 10.1055/s-0030-1263012
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Qualität des Lebensendes – Valide und verlässliche Messinstrumente fehlen weitgehend

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Publication Date:
20 July 2010 (online)

 

Die Erfassung der Lebensqualität gehört heute zu fast jeder prospektiven Interventionsstudie dazu. Die Bestimmung der Qualität des Sterbens und des Todes steckt dagegen noch in den Kinderschuhen, wie Sarah Hales et al. in einer Übersichtsarbeit festgestellt haben. Palliative Medicine 2010; 24: 127-144

Der Begriff des "guten Todes" ist immer häufiger zu hören. Wenn die moderne Medizin die Qualität des Sterbeprozesses positiv beeinflussen will, muss sie sich auch um Instrumente zur Bestimmung dieser Qualität kümmern. Die Autoren einer Übersichtsarbeit fanden dazu letztlich nur 31 Publikationen, die 18 verschiedene Instrumente zur Bestimmung der Qualität des Sterbeprozess und den "guten Tod" in ausreichender Weise definierten und untersuchten. Nur für 6 erwähnten die Publikationen auch die Entwicklung des Instruments und machten Angaben zu Reliabilität und Validität, 12 waren ohne erkennbaren Entwicklungsprozess ad hoc für die jeweilige Studie eingesetzt worden. Eine Definition, was Qualität im Sterbeprozess und was ein "guter Tod" ist, lag der Auswahl dieser Messinstrumente in weniger als der Hälfte der Fälle zugrunde. Dabei verwendeten die meisten Studien eine eindimensionale Betrachtungsweise, eine Vorgehensweise, die die Autoren der Übersichtsarbeit bei einem derart komplexen Prozess wie dem des Sterbens für wenig angemessen halten. Ein konzeptionelles Modell, das viele Dimensionen des Sterbeprozesses wie auch individuelle Faktoren berücksichtigt, lag den Erhebungen selten zugrunde. Schon die Definition des Sterbezeitraums war extrem unterschiedlich: Sie war 4 Mal überhaupt nicht definiert und reichte bei den übrigen Instrumenten von den letzten Monaten bis zu wenigen Stunden bis zum Tod. Nur 8 der 18 Instrumente versuchten, persönliche Präferenzen und Einstellungen zum Tod mitzuerfassen.

Aufgrund der schwierigen Situation im Sterbeprozess selbst und der letztlich oft auch erst retrospektiv als solche zu definierenden Sterbephase erfassen alle Messinstrumente die Qualität im Sterbeprozess retrospektiv über Angaben der Betreuer und Angehörigen sowie teilweise durch Auswertung der Krankenakten.

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