Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214(3): 126
DOI: 10.1055/s-0030-1255031
Leserbrief

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Leserbrief

Aktuelle Ergebnisqualität der Versorgung von Frühgeborenen < 1 500 g Geburtsgewicht als Grundlage für eine Regionalisierung der RisikogeburtenM. Vochem
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Publication History

eingereicht 03.05.2010

angenommen 04.05.2010

Publication Date:
24 June 2010 (online)

A.Trotter, F. Pohlandt
Z Geburtsh Neonatol 2010; 214: 55 – 61

Die Autoren vergleichen die Mortalität (Tab. 1) und Morbidität (Tab. 2) von sehr kleinen Frühgeborenen aus Kliniken unterschiedlicher Größe und legen dafür die auf den Klinikseiten publizierten Ergebnisse der Kinderkliniken Baden-Württembergs zugrunde.

Aus diesen Daten werden Vergleiche zwischen großen und kleinen Kliniken einerseits und zwischen Kinderkliniken mit jährlichen Fallzahlen> oder <50 vorgenommen.

Die Ergebnisdaten wurden von den Homepages der Kliniken genommen. Diese Daten sind für die Bearbeitung der Fragestellung ungeeignet. Es wird nicht berücksichtigt, dass die Perinatalzentren der Universitätskliniken und der Landeshauptstadt Stuttgart als Kliniken der Maximalversorgung sowohl die pränatalen Problemfälle sammeln als auch die Frühgeborenen mit postnatalen Komplikationen sekundär zur Durchführung von Operationen übernehmen. Es ist bekannt, dass hierdurch die Gesamtstatistik der großen Perinatalzentren belastet wird. Deshalb gibt die Landesärztekammer regelmäßig für die großen Zentren getrennte Auswertungen für Primär- und Sekundäraufnahmen heraus.

Für die Daten des Olgahospitals ist in Tab. 4 der Klinikumshomepage, auf welche die Autoren zurückgegriffen haben, angegeben, dass 17 der 35 Frühgeborenen (49%) mit einer IVH >Grad II aus anderen Kinderkliniken verlegt worden waren, sowie 8 von 15 Frühgeborenen mit ROP-OP (53%). Obwohl eigens auf der Homepage angegeben, wurden diese Komplikationen der übernehmenden Klinik (d. h. dem Olgahospital) zugerechnet. 5 der 35 verstorbenen Frühgeborenen waren sekundär verlegte Frühgeborene. Unter den 30 primärversorgten und verstorbenen Frühgeborenen waren im 5-Jahreszeitraum 10 Patienten mit schwerwiegenden Fehlbildungen, die durch Pränataldiagnostik vorgeburtlich bekannt waren, wie Trisomie 18, Herzfehler, Zwerchfellhernie, Gastroschisis.

Darüber hinaus wurde weder berücksichtigt noch kommentiert, dass in den Statistiken einzelner Kliniken bereits in den Tabellen der Jahrgänge 2004–2008 diejenigen Frühgeborenen <24 Wochen erfasst wurden, die auf Wunsch der Eltern keine kurative Therapie erhielten. Im Olgahospital waren dies 8 der 35 verstorbenen Frühgeborenen. In den meisten Kliniken Baden-Württembergs wurde die Erfassung dieser Patienten in der Neonatalstatistik erst im Jahr 2009 bzw. 2010 eingeführt.

Werden diese speziellen Risiken des Perinatalzentrums Stuttgart und die Unterschiede in der Datenerfassung berücksichtigt, dann reduziert sich die Mortalität der Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1 500 g in einem der 5 großen Zentren von 7,8% auf 2,7%.

Die in der Publikation vorgenommenen Vergleiche und die gezogenen Schlussfolgerungen sollten mit großer Skepsis betrachtet werden. Zukünftige Auswertungen sollten genau prüfen, in welchen Datensatz der Patient gehört und systematische Inkonsistenzen berücksichtigen.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Matthias Vochem

Ärztlicher Direktor

Neonatologie

Klinikum Stuttgart

Olgahospital

Bismarkstraße 8

70196 Stuttgart

Phone: +49/0711/278 72450

Fax: +49/0711/278 72459

Email: m.vochem@klinikum-stuttgart.de

URL: http://www.klinikum-stuttgart.de

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