Psychiatr Prax 2009; 36(8): 401-403
DOI: 10.1055/s-0029-1242896
Serie ˙ Szene ˙ Media Screen
Media Screen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Update der britischen Schizophrenie-Leitlinie (2009): keine leichte Kost, aber ein Meilenstein

Further Information

Publication History

Publication Date:
13 November 2009 (online)

 

Mit 399 ausgedruckten Seiten liegt die im Internet als PDF verfügbare neue NICE-Leitlinie Schizophrenie [1] schwer auf dem Tisch und ist nicht gerade eine leichte Feierabendlektüre. Dabei handelt es sich sogar nur um ein Update der bisher gültigen Schizophrenie-Leitlinie von 2002. Trotzdem ist es vielleicht die wichtigste Publikation zum Thema Schizophrenie im Jahr 2009 angesichts der Tatsache, dass dafür die wissenschaftliche Literatur zu allen Aspekten der Schizophreniebehandlung von einer hochrangig besetzten und weitgehend interessensunabhängigen interdisziplinären Arbeitsgruppe umfassend gesichtet, eigene Metaanalysen erstellt und eine Bewertung in einem formellen Konsensusverfahren vorgenommen wurde. Wohl haben wir in Deutschland eine eigene, 2006 erschienene S3-Leitlinie [2] und die britische Leitlinie bezieht sich explizit nur auf den Kontext der Schizophreniebehandlung unter den Bedingungen des National Health Service. Die DGPPN-Leitlinie von 2006 ist jedoch nicht nur inhaltlich (Stichwort CATIE-Studie [3], CUTLASS-Studie [4]) nicht mehr ganz aktuell, sondern auch in der Methodik der Leitlinienentwicklung gibt es Neuerungen. Die britische Leitlinie ist damit die international derzeit aktuellste Leitlinie.

Die Ergebnisse und Empfehlungen, so viel kann man schon gleich verraten, sind nicht eine bloße Fortschreibung des Üblichen, sondern bergen manche Überraschung. Wenn wir unsere Schizophreniebehandlung dieser evidenzbasierten Leitlinie anpassen wollten, würde sich vieles im klinischen Alltag gravierend ändern. Grund genug also auch für den deutschsprachigen Psychiater, sich damit auseinanderzusetzen. Wer sich der Mühe der Lektüre des Originals nicht unterziehen mag, findet hier einige Auszüge vor, freilich um den obligatorischen Preis eines möglichen Bias durch eine subtile Imprägnierung und Selektion seitens des Unterzeichners.

Literatur

  • 01 National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE). Schizophrenia. Core interventions in the treatment and management of schizophrenia in adults in primary and secondary care. 2009. www.nice.org.uk/nicemedia/pdf/CG82FullGuideline.pdf
  • 02 DGPPN (Hrsg). S3 Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Band 1: Behandlungsleitlinie Schizophrenie. Darmstadt: Steinkopff, 2006. 
  • 03 Lieberman JA . Stroup S . McEvoy J . et al . Clinical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness (CATIE) Investigators. Effectiveness of antipsychotic drugs in patients with chronic schizophrenia.  N Engl J Med. 2005;  353 1209-1223
  • 04 Jones PB . Barnes TRE . Davies L . et al . Randomized controlled trial of the effect on quality of life of second- vs first-generation antipsychotic drugs in schizophrenia. Cost utility of the latest antipsychotic drugs in schizophrenia study (CUtLASS 1).  Arch Gen Psychiatry. 2006;  63 1079-1087
  • 05 Steinert T . Warum sind Leitlinien irrationaler als Metaanalysen.  Psychiat Prax. 2009;  36 238-242
  • 06 Leucht S . Corves C . Arbter D . et al . Second-generation versus first-generation antipsychotic drugs for schizophrenia: a meta-analysis.  Lancet. 2009;  3 31-41
  • 07 Burns T . Catty J . Becker T . et al . The effectiveness of supported employment for people with severe mental illness: a randomised controlled trial.  Lancet. 2007;  370 1146-1152
  • 08 Borbé R . Jaeger S . Steinert T . Behandlungsvereinbarungen in der Psychiatrie.  Psychiat Prax. 2009;  36 7-15
    >