Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213(6): 220
DOI: 10.1055/s-0029-1242800
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikoprävention und Therapieaspekte bei Mehrlingsschwangerschaften

Risk Prevention and Therapeutic Aspects of Multiple PregnanciesM. K. Bohlmann1 , K. Diedrich1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 January 2010 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

trotz signifikanter Verbesserungen der neonatologischen Behandlungsmöglichkeiten stellen Mehrlingsschwangerschaften Risikograviditäten dar, die einer besonderen prä- und perinatalen Betreuung bedürfen.

Eine spezielle Bedeutung kommt den Methoden der assistierten Reproduktion zu, da in mehr als 20% aller nach einer Kinderwunsch-Behandlung zu einer Geburt führenden Schwangerschaften Zwillinge oder höhergradige Mehrlinge vorliegen. Dabei weisen Kinderwunsch-Patientinnen im Vergleich zu Schwangeren mit spontan konzipierten Mehrlingen signifikant häufiger weitere Risikofaktoren auf, die die Schwangerschaft und den neonatologischen Verlauf komplizieren können. Dr. M. Bohlmann hat sich der Frage des Einflusses der assistierten Reproduktion auf Geburtshilfe und Neonatologie angenommen.

Der Prävention von Schwangerschaftskomplikationen kommt eine entscheidende Bedeutung zu, was inbesondere bei iatrogenen Mehrlingen eine bedeutsame Rolle spielt. Dr. D. Lüdders aus Lübeck ist daher der Frage nachgegangen, welche evidenzbasierten Präventionsmöglichkeiten bei Mehrlingsgraviditäten und Schwangerschaften nach assistierter Reproduktion vorliegen.

Bei Mehrlingen ist das spezifische Komplikationsrisiko zudem abhängig von den Chorion-und Amnionverhältnissen, wobei insbesondere monochoriale Graviditäten eine spezialle Risikokonstellation darstellen.

Die monochoriale Zwillingsgravidität und ihre Problematik – speziell vor dem Hintergrund des Zwillingstransfusionssyndroms – beleuchtet für Sie PD F. Bahlmann aus Frankfurt/Main, während Dr. F. Slaghekke aus Leiden mit „TAPS” (Twin Anämie-Polycythämie Sequenz) und „TOPS” (Twin Oligo-/Polyhydramnion Sequenz) spezielle Aspekte des Zwillingstransfusionssyndroms näher darstellt.

Die besondere Bedeutung der intensiven Schwangerschaftsüberwachung hebt Frau Prof. B. Arabin aus Marburg in ihrem Beitrag über monoamniale Mehrlingsschwangerschaften hervor und geht insbesondere auch auf das seit Langem diskutierte Thema des optimalen Entbindungszeitpunktes ein.

Eine Regionalisierung und Zentralisierung (drohender) Früh- und Mangelgeburten ist unbestreitbar mit einem besseren Outcome der Kinder verbunden. Aber wie ist die aktuelle Konstellation bei Mehrlingsschwangerschaften? Findet dort ebenfalls eine risikoadaptierte Regionalisierung statt? Dr. Björn Misselwitz von der „Geschäftsstelle Qualitätssicherung in Hessen” ist dieser Frage umfassend nachgegangen.

Pekuniäre Aspekte nehmen in Zeiten eines budgetierten Gesundheitssystems und der Abrechnung nach DRG mehr Einfluss auf Behandlungskonzepte, und sei es nur durch kürzere Verweildauer, der Patienten. Dr. A. Hornemann aus Lübeck analysiert die direkten Entbindungskosten spontan eingetretener Zwillingsgraviditäten im Vergleich zu Gemini nach Kinderwunsch-Behandlung und diskutiert mögliche Ursachen der gefundenen Unterschiede.

Wir hoffen, Ihnen mit dieser Mischung aus verschiedenen Themen ein interessantes Heft zu präsentieren und gleichzeitig den aktuellen Stand der Therapie bei entsprechender Problematik vorstellen zu können.

Prof. Dr. med.   K. Diedrich

Dr. med. M. K. Bohlmann

Korrespondenzadresse

Dr. med. M. K. Bohlmann

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck

Ratzeburger Allee 160

23538 Lübeck

Germany

Phone: +49 451 500 2134

Fax: +49 451 500 2139

Email: Michael.bohlmann@uk-sh.de

    >