Intensivmedizin up2date 2009; 5(2): 113-124
DOI: 10.1055/s-0029-1214622
Internistische Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reisemedizin für Intensivmediziner

August  Stich, Christian  Kirchhoff, Berthold  Jany
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Publication Date:
11 May 2009 (online)

Kernaussagen

Fragen Sie bei Ihren Patienten unabhängig von Alter und Vorerkrankungen immer nach vorausgegangenen Fernreisen und besonderen Expositionen.

Beim Symptom „Fieber” nach Tropenaufenthalt muss immer frühzeitig eine Diagnostik auf Malaria eingeleitet werden („dünner Blutausstrich”).

Veranlassen Sie eine umfangreiche Erregerdiagnostik vor Beginn einer antibiotischen Therapie (Blutkultur, mikroskopische Befundung des Blutausstrichs, Urinkultur, evtl. Liquorkultur) und weisen Sie das zuständige mikrobiologische Labor auf die Reise-Anamnese und damit die Möglichkeit seltener Infektionskrankheiten hin.

Nehmen Sie bei Unklarheiten frühzeitig Kontakt mit der nächstgelegenen tropenmedizinischen Institution auf und halten Sie deren Adresse ähnlich der einer Giftnotrufzentrale in Ihrer Abteilung jederzeit griffbereit (www.dtg.org).

Betrachten Sie Blut-, Stuhl und Körperflüssigkeiten des Patienten bis zur Erstellung der endgültigen Diagnose als potenziell infektiös. Im Zweifelsfall wählen Sie lieber einmal zu viel Isolationsmaßnahmen, als im Nachhinein den Ereignissen hinterherzulaufen.

Hochisolationsmaßnahmen (Sonderisolierstation mit Einsatz persönlicher Schutzausrüstung und Unterdruck) sind nur bei wenigen, äußerst seltenen Erkrankungen notwendig. Beim Verdacht auf hochkontagiöse Erkrankungen hat der Mitarbeiter- und Umgebungsschutz oberste Priorität. Erfassen Sie sofort alle möglichen Kontaktpersonen. Die meisten tropischen Infektionskrankheiten sind meldepflichtig; hochkontagiöse, gemeingefährliche Erkrankungen müssen auch bei Verdacht sofort dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden. Nach dem Infektionsschutzgesetz hat der zuständige Amtsarzt in solchen Fällen weitreichende Kompetenzen. Machen Sie sich im Vorfeld mit Meldewesen und Zuständigkeiten vertraut.

Erarbeiten Sie für Ihre Abteilung einen Alarmplan für das Auftreten infektiöser Notfälle, aktualisieren sie diesen regelmäßig und üben Sie das Umgehen mit Ernstfällen, bevor diese auftreten. Pflegen Sie den Kontakt mit allen zuständigen Personen innerhalb (Hygieneteam) und außerhalb Ihres Hauses (Tropeninstitute, Gesundheitsamt), um die jeweiligen Ansprechpartner bereits zu kennen, bevor Sie sie brauchen.

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Priv.-Doz. Dr. August Stich

Tropenmedizinische Abteilung
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