Laryngorhinootologie 2009; 88(1): 4-5
DOI: 10.1055/s-0028-1121950
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Oropharyngeale Karzinome - Strahlendosis der Strukturen des Kauapparats beeinflusst Trismus

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Publication Date:
19 January 2009 (online)

 

Als Trismus bezeichnet man Komplikationen in der Kieferbewegung im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff oder eine Strahlentherapie. David N. Teguh et al. untersuchten bei Patienten mit oropharyngealem Karzinom, welchen Einfluss die während einer Strahlentherapie auf den Kauapparat einwirkende Dosis auf das Auftreten eines Trismus hat. Head Neck 2008; 30: 622–630

An der retrospektiven, niederländischen Studie nahmen 81 Patienten teil, die mit einem Plattenepithelkarzinom des Oropharynx diagnostiziert worden waren. An allen Patienten wurde kurativ eine Strahlentherapie durchgeführt. 46 Patienten unterzogen sich dabei einer 3-dimensionalen konformalen (3DCRT) und 35 Patienten einer intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT).

M. masseter, M. pterygoideus und M. temporalis, sowie Proc. coronoideus und Condylus wurden anhand axialer CT-Aufnahmen voneinander abgegrenzt und die durchschnittliche Stahlendosis in jeder dieser Strukturen berechnet. Der Beobachtungszeitraum variierte zwischen 18 (IMRT) und 46 Monaten (3DCRT).

Für 56 rezidivfreie Patienten wurde am Ende dieses Zeitraums die Lebensqualität anhand dreier verschiedener Fragebögen erfasst. Dabei handelte es sich um 41 Patienten mit einem Tumor im Bereich der Tonsillarnische bzw. des Gaumensegels und 15 Patienten mit Karzinomen der Zungenbasis. 77 % dieser Patienten hatten sich einer Brachytherapie unterzogen und bei 20 % war zusätzlich eine begleitende Chemotherapie durchgeführt worden.

16 % der Patienten erzielten einen Wert von 3/4 in der das Öffnen des Mundes betreffenden Frage des Fragebogens Hals & Nacken 35, was einem "ziemlichen" oder "sehr starkem" Trismus entspricht. Dabei wirkten sich die Parameter Karzinome der Zungenbasis, Behandlung mit 3DCRT, begleitende Chemotherapie, non-Brachytherapie und hochdosierte Bestrahlung negativ auf die Trismuswahrscheinlichkeit aus.

Die univariate Analyse zeigte eine signifikante Korrelation zwischen der Strahlendosis im M. masseter, M. pterygoideus, des Proc. coronoideus und Kondylus und den Ergebnissen der trismusrelavanten Frage des H&N35-Fragebogens zur Lebensqualität. In der multivariaten Analyse erwies sich die Brachytherapie, die eine niedrigere Strahlenbelastung der Kaumuskulatur bedeutet, als einziger signifikanter Faktor.

Ab einer Strahlenbelastung des M. ptergoideus von 40 Gy war für jede weitere 10 Gy ein Anstieg der Trismuswahrscheinlichkeit von 24 % zu beobachten. Für die Patienten, die sich einer bilateralen Bestrahlung der trismusrelevanten Muskeln unterzogen hatten, zeigte sich in der Frage nach dem Öffnen des Mundes (H&N35) ein signifikanter Anstieg der Trismuswahrscheinlichkeit (p = 0,02).

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