Osteologie 2021; 30(02): 114-115
DOI: 10.1055/a-1206-3087
Editorial

Netzwerke zur Forschung und Versorgung in der Osteologie

Networks for research and care in osteology
Wolfgang Böcker
1   LMU Klinikum, Muskulosskelettales UniversitätsZentrum München (MUM)
› Author Affiliations

Der Begriff „Netzwerk“ hat viele Bedeutungen. Gemeinsam ist den „Netzwerken“ in Forschung und klinischer Versorgung die Verbindung von Personen untereinander, die sich mit dem gleichen Themenkomplex beschäftigen, idealerweise mit gleichen Zielen. Netzwerke zeigen, dass man nicht alleine dasteht, der Themenkomplex somit eine sichtbare Relevanz bekommt und dass das eigene Handeln sich im Korridor des Konsensus bewegt. Mit Netzwerken soll letztlich ein Kontakt geknüpft, eine Beziehung aufgebaut und das nötige Vertrauen geschaffen werden, um daraus eine effektive Kooperation entstehen zu lassen. Die entstehenden Kooperationen sind das beste Mittel, um die Chancen zu vergrößern, das gemeinsame Ziel zu erreichen. „Vertrauen“ ist ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Kooperation. Dabei können Netzwerke zur Vertrauensentwicklung ganz entscheidend beitragen. Die Ziele sind in der osteologischen Forschung und klinischen Versorgung vielfach so komplex geworden, dass diese nur noch gemeinsam erreicht werden können. Netzwerke geben Strukturen, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Wie baut man Netzwerke auf? Zunächst sollte das Ziel ganz konkret benannt werden. Was möchte ich mit dem Netzwerk wirklich erreichen? Wozu brauche ich ein Netzwerk, um mein Ziel zu erreichen? Könnte ich mein Ziel auch ohne Netzwerk erreichen? Erst wenn diese Fragen beantwortet sind und man zu dem Schluss gekommen ist, dass das gesteckte Ziel im Netzwerk leichter oder besser zu erreichen ist, fängt man, an ein Netzwerk aufzubauen.

Zunächst sollte man sich ein Kern-Team zusammenstellen, das das gleiche Ziel verfolgen will. Das Ziel sollte gemeinsam definiert und idealerweise niedergeschrieben werden. Gibt es Netzwerke (auch ggf. international) mit vergleichbaren Zielen? Viele Dinge muss man nicht nochmals erfinden. So stehen beispielsweise Hilfsmittel („Toolbox“) für den Aufbau eines FLS-Netzwerkes auf der IOF- (https://www.capturethefracture.org/) und der DVO-Website (https://struktur-bei-fraktur.de/startseite) zur Verfügung.

In diesem Heft werden bereits erfolgreiche Netzwerk-Konzepte in osteologischer Forschung und klinischen Versorgung vorgestellt. Die Beispiele sollen dazu dienen, sich von Vorbildern inspirieren zu lassen, und auch zum Mitmachen anregen. Im ambulanten Bereich berichtet zunächst Andreas Kurth von der erfolgreichen Etablierung eines „Disease-Management-Programmes“ (DMP) für Osteoporose. Nicht nur die Etablierung selbst war eine große Netzwerkleistung des DVO, sondern auch die Versorgung der Patienten selbst erfolgt im Netzwerk. Alexander Defer hat einen sehr informativen Artikel zur „Entwicklung der Osteologie in der Praxis – Interdisziplinäre Qualitätszirkel und Bund der Osteologen“ zusammengestellt. Ulla Stumpf berichtet in diesem Helft, wie man ein strukturiertes Versorgungskonzept zwischen stationärem und ambulantem Sektor für eine optimierte Sekundärprävention von osteoporotischen Frakturen mithilfe eines FLS-Netzwerkes (FLS = „Fracture liaison service“) umsetzen kann. Carl Neuerburg erklärt, wie Netzwerke in der Alterstraumatologie aufgebaut sind, und zeigt auch internationale Vorgehensweisen auf. Frau Klatt und Dr. Freikamp zeigen am Beispiel der Bundesselbsthilfeverbände für Osteoporose e. V., wie sich Patienten-Netzwerke erfolgreich etablieren können. „Last, but not at least“ berichtet Frau Marietta Herrmann über das erfolgreiche „Netzwerke Junger Muskuloskelettaler Forscher*Innen“. Dies soll unter anderem auch bewusst machen, dass wir Nachwuchs haben, das Fach sich weiterentwickelt und es gut zu sehen ist, dass das osteologische Thema weitergetragen werden.

Das vorliegende Heft zeigt erfolgreiche Beispiele für Netzwerk-Konzepte in osteologischer Forschung und klinischen Versorgung, die Sie ermutigen sollen, eigene Ziele mit dem Aufbau eines Netzwerkes zu verfolgen. Ich wünsche Ihnen beim Lesen der Artikel viel Inspiration und bei der Umsetzung ihres Netzwerkes viel Erfolg! Ihr Wolfgang Böcker

Prof. Dr. med. Wolfgang Böcker



Publication History

Article published online:
14 June 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 30879 Stuttgart, Germany