Geburtshilfe Frauenheilkd 2004; 64(4): 375-380
DOI: 10.1055/s-2004-815821
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Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Evaluation geburtshilflicher Qualitätsindikatoren - Studie im Auftrag der BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH

Evaluating Quality Indicators in ObstetricsM. Geraedts1 , M. Neumann1
  • 1Zusatzstudiengang Public Health an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Further Information

Publication History

Eingang Manuskript: 23. Juli 2003

Akzeptiert: 6. Oktober 2003

Publication Date:
08 April 2004 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung

Im Auftrag der für die externe Qualitätssicherung nach § 137 SGB V administrativ zuständigen BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH war es Ziel der Arbeit, die methodische Güte der 11 Qualitätsindikatoren zu evaluieren, die zurzeit im Leistungsbereich Geburtshilfe eingesetzt werden.

Methode

Als Evaluationskriterien dienten a) die Evidenzbasierung, b) die Diskriminationsfähigkeit, c) die Reliabilität und d) die Adjustierbarkeit der Qualitätsindikatoren. Während die Prüfung der Kriterien a) und d) auf einer Literaturanalyse basierte, wurden für die Testung von b) und c) die Daten der hessischen Perinatalerhebung der Jahre 1998 - 2000 verwendet.

Ergebnisse und Diskussion

In Bezug auf die Evidenzbasierung war festzustellen, dass nur für vier der 11 Indikatoren Studien mit einem hohen Evidenzgrad (I oder II) vorlagen; für fünf Indikatoren war die Studienlage inkonsistent, bei zwei Indikatoren lagen keine Studien vor, die das überprüfte Handeln wissenschaftlich begründeten. Zwei Indikatoren diskriminierten gut, weitere drei mäßig; bei zwei Indikatoren war eine geringe, bei vier Indikatoren keine Unterscheidung der Indikatorausprägungen zwischen den Kliniken Hessens festzustellen. Die Längsschnittanalyse der Indikatorausprägungen über drei Jahre erbrachte eine gute Reliabilität nur für drei Indikatoren, bei den übrigen Indikatoren waren Reliabilitätsprobleme entweder wahrscheinlich, tatsächlich nachweisbar oder aber nicht überprüfbar. Für die meisten Indikatoren sind mögliche Confounder bekannt, so dass grundsätzlich eine Adjustierbarkeit gegeben schien.

Schlussfolgerung

Da nur einer der bisher eingesetzten Indikatoren („Dammrissrate“) eine hohe methodische Güte besitzt, alle übrigen Indikatoren jedoch mehr oder weniger große Schwächen für den Einsatz bei der externen Qualitätssicherung offenbarten, erscheint eine Überarbeitung des Indikatorensatzes auf der Basis der besten verfügbaren Evidenz dringlich angeraten. Diese Überarbeitung findet derzeit in der Fachgruppe Perinatalmedizin bei der BQS statt. Dann kann das große Potenzial des Benchmarking in der Geburtshilfe auch in Zukunft genutzt werden.

Abstract

Purpose

On behalf of the German Agency for Quality Assurance we evaluated the methodological quality of those eleven quality indicators that are currently used to compare the quality of hospital care in obstetrics.

Methods

As criteria for our evaluation we studied a) the evidence base, b) the discriminative power, c) the reliability, and d) the adjustability of the quality indicators. To evaluate a) and d) we performed a literature analysis, to test b) and c) we used data from the perinatal survey of the state of Hessen, Germany (data on about 57,000 births in 2000).

Results

The evidence base for only four of eleven indicators was strong in that there were studies of evidence at level I or II. Only two indicators discriminated well between hospitals and only three indicators proved reliable. For most of the indicators, confounders were known so that adjustment was possible.

Conclusion

Because only one out of eleven quality indicators proved to be methodologically sound for use in external, comparative performance reporting, there is a high demand for revising the indicator set. Obstetricians should use the best available evidence to revise the indicators to make benchmarking in obstetrics truly convincing.

Literatur

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Prof. Dr. med., M. san. Max Geraedts

Zusatzstudiengang Public Health
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Postfach 10 10 07

40001 Düsseldorf

Email: geraedts@uni-duesseldorf.de

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