Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214(1): 15-23
DOI: 10.1055/s-0029-1243625
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziodemografie von Erstgebärenden und Mehrfachgebärenden in einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung – Ergebnisse des Survey of Neonates in Pomerania (SNiP)

Sociodemography of Primiparae and Multiparae in a Population-Based Survey – The Survey of Neonates in Pomerania (SNiP)J. R. Thyrian1 , 2 , A. Lange2 , 3 , M.-L. Lingnau1 , 2 , C. Fusch3 , W. Hoffmann1 , M. Zygmunt4 , J.-P. Haas2 , 5
  • 1Institut für Community Medicine, Abteilung für Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universität Greifswald
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Allgemeine Pädiatrie, Universität Greifswald
  • 3Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Universität Greifswald
  • 4Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität Greifswald
  • 5Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Garmisch-Partenkirchen
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Publication History

eingereicht 09.07.2009

angenommen nach Überarbeitung 12.10.2009

Publication Date:
10 February 2010 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Die amtliche Geburtenstatistik gilt als zuverlässige Datengrundlage für die Berechnung der Geburtenzahlen und Geburtenraten. Sie besitzt Limitationen hinsichtlich der Identifikation von erstgebärenden Frauen und der Anzahl ggfs. bereits vor der Indexgeburt geborener Kinder. Der soziale und ökonomische Hintergrund wird nicht systematisch erfasst. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist (a) eine Beschreibung demografischer und sozio-ökonomischer Variablen aller Geburten in der Bevölkerung einer definierten Region und (b) ein Vergleich zwischen Multiparae, Primiparae Multigravidae und Primiparae Primigravidae.

Methodik: In den Jahren 2004–2007 wurden in der Studienregion 4 982 Kinder geboren, von denen n=4 788 Kinder im Rahmen des Survey of Neonates in Pomerania (SNiP) erfasst wurden (96%). Zu diesen liegt ein Minimaldatensatz vor; n=3 505 (73%) willigten in eine tiefergehende Untersuchung ein.

Ergebnisse: Die SNiP-Region weist eine geringe Fertilitätsrate auf und es werden weniger Kinder pro 1 000 Frauen geboren. Das Durchschnittsalter der Erstgebärenden liegt zwischen 25 und 26 Jahren. Es gibt erwartungsgemäß einen signifikanten Unterschied zwischen Primiparae und Multiparae bzgl. des Alters. Ebenso unterscheiden sich die Gruppen hinsichtlich der Erwerbstätigkeit. 17% der Primiparae waren Multigravidae.

Schlussfolgerung und Diskussion: Erstmalig in Deutschland werden aussagekräftige Zahlen über das Alter und die Soziodemografie der in einem bestimmten Zeitraum geborenen Kinder bzw. ihrer Mütter vorgelegt. Es zeigt sich ein statistisch signifikanter Unterschied zu dem von der amtlichen Statistik angegebenen durchschnittlichen Alter bei der Geburt des 1. Kindes, die als Ergebnis methodischer Unterschiede und regionaler Gegebenheiten diskutiert werden. Die Ergebnisse legen die Fortführung und Erweiterung der Erhebung umfassender populationsbasierter Daten nahe. Weiterhin könnte die SNiP-Region als Modellregion für weitere Forschung dienen, da sie die für Deutschland im internationalen Vergleich bereits ungünstigen Variablen des Reproduktionsverhalten zusätzlich akzentuiert.

Abstract

Background: The official birth statistics are regarded as a reliable data source on births and birth rate in the German population. However, they show methodological limitations with respect to the identification of first-time mothers and the number of children per mother. The mothers’ social and economical background is not assessed. The goal of the present analysis was (a) to describe demographic and socio-economic variables of all births in a defined region over a fixed time-frame and (b) to make a comparison on the basis of parity and gravidity.

Method: From 2004–2007 4 982 children were born in the region and data from n=4 788 children were assessed (96%); n=3 505 (73%) of these mothers consented to a more detailed assessment.

Results: The fertility rate in the SniP region is low. There are fewer children per 1 000 women and born per women in general. The average age of primiparae was 25 and 26 years. As can be expected there is a significant difference between primiparae and multiparae with respect to age. There is also a difference in occupational status. 17% of the primiparae have been multigravidae.

Conclusions and Discussion: For the first time in Germany, the SNiP collected comprehensive population-based data on the age and socio-demographic variables of children and their mothers in a defined geographical region. A significant discrepancy for average age of primiparae between the study results and the official statistics is discussed in the light of methodological and regional issues. Our results require the continuation of comprehensive population-based data assessment. Furthermore, the SniP region could serve as a model region for future research. In international comparisons GermanyŽs reproductive behaviour has proved to be unfavourable, which is accentuated in the region under examination.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. Dipl.-Psych Jochen René Thyrian

Institut für Community Medicine

Ernst-Moritz-Arndt-Universität

Ellernholzstraße 1–2

17487 Greifswald

Greifswald

Phone: 03834 86 77 85

Fax: 03834 86 77 52

Email: thyrian@uni-greifswald.de

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