Gesundheitswesen 2006; 68(8/09): 566-570
DOI: 10.1055/s-2006-926867
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Rauchverhalten von Jugendlichen im Vergleich von bevölkerungsrepräsentativ, regional oder selektiv erhobenen Daten und Implikationen für die Prävention

Smoking Behavior in Adolescents: a Comparison of Population-Representative, Regional or Selectively Assessed Data and Implications for PreventionJ. R. Thyrian1 , W. Hannöver2 , U. John1 , D. Tagmat1 , J. Wolff1
  • 1Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
  • 2Institut für Medizinische Psychologie, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
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Publication Date:
13 October 2006 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Die Prävalenzraten und Stabilisierung des Tabakrauchens bei Kindern und Jugendlichen unterstreichen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, deren Ziele durch repräsentativ erhobene Daten formuliert sind. Es ist nicht bekannt, ob Schulen sich für Präventionsmaßnahmen melden, an denen das Problem des Rauchens im Vergleich (a) besonders massiv ist oder (b) besonders gering ist. Ziel der vorliegenden Studie ist ein Vergleich der Schlussfolgerungen für die Prävention, in Abhängigkeit der zugrunde liegenden Datenbasis. Die Studie untersucht eine Population von Kindern und Jugendlichen, (a) auf verschiedene Variablen des Rauchverhaltens und (b) vergleicht diese mit bevölkerungsbasierten Daten. Methode: Fragebogenerhebung von n = 324 Jugendlichen der 7. - 10. Klassen dreier zur Teilnahme an einem Präventionsprogramm bereiten Schulen aus Greifswald und Umgebung. Ergebnis: Insgesamt haben 80 % der untersuchten Schülerinnen und Schüler jemals in ihrem Leben geraucht. Der Anteil der Schüler, der täglich raucht liegt durchschnittlich bei 31 %, 18 % geben an, gelegentlich zu rauchen, 39 % haben bereits erfolglos versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Diese Angaben variieren über das Alter, die Klassenstufe und das Geschlecht. Die Rauchprävalenz an teilnahmebereiten Schulen ist vergleichbar mit regionalen Daten, jedoch viel höher als repräsentative Daten erwarten lassen. Schlussfolgerung: Das Ziel präventiver Maßnahmen kann nicht allein aufgrund bundesweit, repräsentativ erhobener Daten bestimmt werden, sondern muss (a) regional angepasst werden und (b) die Population, die tatsächlich an präventiven Maßnahmen teilnimmt, beachten. Die Bereitschaft an präventiven Maßnahmen teilzunehmen ist nicht erhöht an Schulen, an denen das Rauchen ein vergleichsweise geringes Problem darstellt. Die präventiven Maßnahmen werden von den Schulen angenommen, an denen das Problem wahrgenommen wird.

Abstract

Introduction: The prevalence of adolescent smoking underlines the neccessity of preventive measures, which goals are based on representative data. It is not known whether schools participate in prevention interventions, where smoking constitutes a relatively big or minor problem. Objective: This study examines a population of adolescents on (a) different smoking variables and (b) compares them with representative, population based data. Methods: Survey of n = 324 adolescents of grade 7 - 10 in 3 schools in Greifswald and surroundings that were ready to participate in a prevention curriculum. Results: In total, 80 % of the students under examination indicated to have at least tried smoking in their lifetime. Daily smokers were 31 %, 18 % were occasional smokers, 39 % have indicated that they hat tried to quit without success. These figures vary across age, grade and sex. Smoking prevalence is comparable between schools ready to participate in prevention and regionally assessed data, but much higher than population based data would have estimated. Conclusion: The goal of preventive measures can not be solely grounded on representative, population-based data, but needs (a) to be regionally defined and (b) to consider the population actually participating in such prevention interventions. The readiness to participate is not higher in schools where smoking constitutes a comparable minor problem. Preventive measures are applied in schools where the problem is perceived.

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Dr. Jochen René Thyrian

Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald

Walther-Rathenau-Str. 48

17489 Greifswald

Email: thyrian@uni-greifswald.de

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