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Originalarbeit

Erfahrungen und Umgang der Pflegenden mit aggressivem Verhalten von Bewohner(inne)n: eine deskriptive Querschnittstudie in Schweizer Pflegeheimen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000316

Die vorliegende deskriptiv-explorative Querschnittstudie, an der 814 Pflegende (51.8 %) aus 21 Schweizer Alters- und Pflegeheimen teilnahmen, gibt einen Einblick in die Erfahrungen und den Umgang mit aggressivem Verhalten der Bewohner(innen). Zudem wurde die Belastung aggressiven Verhaltens auf die Pflegenden und die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Pflegenden und Bewohner(inne)n erfasst. Die Befragung wurde mithilfe eines validierten Fragebogens durchgeführt. Rund 38 % der Pflegenden haben in den letzten sieben Arbeitstagen vor der Datenerhebung Aggressionsereignisse erlebt. In den meisten Fällen ging die Aggression von Bewohner(inne)n aus, die an Demenz und/oder Depression litten und trat während einer pflegerischen Tätigkeit mit Körperkontakt auf. Als Auslöser vermuteten die Teilnehmenden in erster Linie das «Nichtverstehen» und die «Überforderung» der Bewohner(innen). Ein «beruhigendes Gespräch» und «Distanz einnehmen» wurde am häufigsten eingesetzt, um die Situation zu beruhigen. Rund 40 % der Teilnehmenden empfinden körperliche Angriffe als belastend und etwa 23 % haben Angst, vor allem, wenn aggressives Verhalten ohne Vorwarnung auftritt. Rund 4 % der Pflegenden vermeiden anschließend häufig oder immer den Kontakt zu den betreffenden Bewohner(inne)n und 12.3 % erleben eine Störung in der Beziehung. Es ist zu vermuten, dass die Pflegenden die Emotionen der Bewohner(innen), die dem aggressiven Verhalten zugrunde liegen, in der akuten Phase der Eskalation unzureichend erfassen sowie mögliche Frühwarnzeichen beginnender Aggression spät oder nicht erkennen.

The present exploratory descriptive cross-sectional study with the participation of 814 (51.8 %) caregivers in 21 Swiss nursing homes provides insight into caregivers' experiences and handling of residents' aggressive behaviour. Moreover, caregiver burden with regard to resident aggression and the consequences on the caregiver-resident-relationship were investigated. The survey was carried out by means of validated questionnaire. Approximately 38 % of participants experienced aggressive incidents during the last seven days prior to data collection. In most cases aggressive behaviour was caused by residents suffering from dementia and/or depression and occurred during nursing interventions involving physical contact. As a trigger for aggressive behaviour participants predominately assumed “non-understanding and excessive demand” of residents. Reassuring conversation and keeping oneself at a distance were most often used to calm the situation. Approximately 40 % of participants experienced physical attacks as especially distressing and circa 23 % were frightened, particularly when aggressive behaviour occurred without warning. Approximately 4 % of caregivers avoided contact with residents after an aggressive incident and 12.3 % perceived a disturbed relationship. It can be assumed that caregivers do not adequately perceive emotions possibly underlying aggressive behaviour in the escalation phase and therefore may not identify early signs of beginning aggression.