Das akute Nierenversagen (ANV) oder die akute Nierenschädigung (ANS) ist die häufigste Nierenerkrankung im Krankenhaus und verläuft sehr unterschiedlich je nach Ätiologie der Nierenschädigung. Dies erklärt, warum die Ursachenforschung beim Management des ANV so kritisch ist und immer integraler Bestandteil der Behandlungspfade sein muss. Diese Ursachenforschung und die daraus folgende individuelle Therapiefindung stellen im klinischen Alltag immer noch eine große Herausforderung dar, da diese neben der Nephrologie sehr viele verschiedene Subspezialitäten der Inneren Medizin (Kardiologie, Infektiologie, Intensivmedizin) beinhalten. Die Anforderungen an das breite Wissen des behandelnden Arztes, der einen Patienten mit ANV betreut, sind also hoch.

Frau Dr. Gäckler und Kollegen berichten in dieser Ausgabe über den Einfluss der COVID-19(„coronavirus disease 2019“)-Erkrankung auf die Funktion der Niere, wobei sie feststellen, dass die Genese bei SARS-CoV-2(„severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“)-Infektion wahrscheinlich multifaktoriell ist, ein direkter Virusbefall der Niere aber wahrscheinlich ebenfalls eine Rolle spielt bei der Nierenschädigung.

Herr Dr. Braun, Frau Kittelmann und Herr Prof. Floege analysieren in ihrem Beitrag die wichtige Wechselwirkung zwischen Herz und Niere beim kardiorenalen Syndrom. Dabei zählt das kardiorenale Syndrom mittlerweile zu einem sehr häufigen Syndrom. So schätzt man, dass bis zu 30 % der kardiologisch und nephrologisch akut stationär behandelten Fälle dieses Syndrom aufweisen. Prävention, Diagnostik und Therapie der ANS beim kardiorenalen Syndrom fußen in erster Linie auf dem Erkennen und der Behandlung der kardialen Problematik einschließlich einer dekongestiven Rekompensation. Die Autoren fassen für den nephrologischen Gebrauch die aktuellen Definitionen und Faktoren der akuten Herzinsuffizienz zusammen und runden ihren Beitrag durch praktische Handlungsempfehlungen zur Rekompensationstherapie und zu deren Monitoring ab.

Herr Prof. Wilde und Herr Dr. Dolff erläutern die Entitäten des akuten immunologisch vermittelten Nierenversagens bei Systemerkrankungen. Die ganzheitliche internistische Betreuung und die präzise nephrologische Einordnung der renalen Manifestationen bilden die Grundlage der diagnostischen und therapeutischen Behandlungspfade. In dem Beitrag wird zu aktuellen Studien bekannter Therapieoptionen (Plasmapherese bei ANCA[antineutrophile zytoplasmatische Antikörper]-assoziierter Vaskulitis) wie auch zu gezielten immunologischen Interventionen (Kostimulationsblockade bei der Lupusnephritis) Stellung genommen. Weiterhin werden Formen des Nierenversagens bei der immer wichtiger werdenden Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren in der Onkologie diskutiert.

Herr Prof. Mitzner beleuchtet das wichtige Feld der ANS bei der Sepsis. Dies spielt v. a. im intensivmedizinischen Bereich eine große Rolle, so ist das ANV v. a. hier sehr häufig durch eine Sepsis bedingt.

Ziel des vorliegenden Heftes ist es, die Bedeutung des ANV in den verschiedenen Kontexten darzustellen, um dem Leser konkrete Anhaltspunkte für die Behandlung von Patienten mit ANV zu geben. Neben der thematischen Breite hat v. a. die praktische Relevanz der Themen unsere Auswahl bestimmt. Den Autorenteams, die wir für diese Idee gewinnen konnten und die unserer Bitte nach einer praxisnahen Darstellung mit großer Sorgfalt nachgekommen sind, danken wir herzlich. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

figure c

Oliver Witzke

figure d

und Thorsten Feldkamp