Zusammenfassung
Hintergrund
Das Präventionsgesetz enthält Ansatzpunkte zur Stärkung und notwendigen Weiterentwicklung der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland. So werden wichtige Impulse insbesondere durch die Förderung einer zielgerichteten Kooperation der Sozialversicherungsträger und gesundheitspolitischer Akteure sowie durch Schaffung entsprechender Strukturen und der Neuregelung finanzieller Grundlagen gesetzt.
Ziel
Das Gesetz stärkt die inhaltliche und systematische Weiterentwicklung der Leistungen der Krankenkassen zur Gesundheitsförderung und Prävention und der Evaluation.
Ergebnis
Für den Bereich Betrieb liegen die Chancen des Präventionsgesetzes v. a. in dem Gebot der systematischen Weiterentwicklung der Vorgehensweisen und Leistungen der Gesundheitsförderung und Prävention auf der Basis eines ganzheitlichen integrierten Ansatzes und der Verzahnung mit dem betrieblichen Arbeitsschutz. Nicht zuletzt wird die Reduktion geschlechtsbezogener Ungleichheit von Gesundheitschancen in den Zielkatalog von Gesundheitsförderung und Prävention aufgenommen.
Abstract
Background
The new Prevention Law includes important starting points to strengthen and to further develop occupational health promotion and prevention practices in Germany. A major impetus lies in the encouragement of specific and better collaboration of social insurance and other health policy players, in establishing corresponding structures and in the rearrangement of the financial basis.
Aims
The Prevention Law strengthens the development of health insurance services with respect to content and systematic orientation and evaluation.
Results
Opportunties for systematic development of different approaches and services in health promotion and prevention are fostered through the Prevention Law. It covers rules for intersectoral cooperation with the occupational safety and health system, which have been long overdue; finally, it aims at reducing gender inequality with regard to health promotion and prevention.
Notes
Sozial bedingte Ungleichheiten in den Gesundheitschancen ergeben sich auch aus der ausschließlich zweigeschlechtlichen Unterscheidung in Frauen und Männer – der heteronormativen Matrix [4]. Dies führt z. B. zu einer Pathologisierung von transsexuellen Menschen und erzeugt einen nicht unerheblichen Leidensdruck [29, S. 30]. Gleichwohl kann nicht darauf verzichtet werden, sich auf Frauen und Männer als sozial unterschiedene Genusgruppen zu beziehen [18], da an diese Unterscheidung gesellschaftliche Strukturen, Regeln und Prozesse mit diskriminierender Wirkung anknüpfen.
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N. Pieck, W. Polenz und R. Sochert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Pieck, N., Polenz, W. & Sochert, R. Neues zur Gesundheitsförderung und Prävention im Betrieb. Präv Gesundheitsf 11, 271–281 (2016). https://doi.org/10.1007/s11553-016-0566-x
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-016-0566-x
Schlüsselwörter
- Geschlechtergerechtigkeit
- Arbeitsschutz, betrieblicher
- Präventionsgesetz
- Gesundheitsförderung, betriebliche
- Evaluation