Ertrinken ist insbesondere bei Kindern im Alter von 2–4 Jahren eine häufige Unfalltodesursache. Neben 597 auf diese Weise tödlich verunfallten Personen hat die Deutsche-Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) 1999 464 Personen vor dem Ertrinkungstod gerettet. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, in den USA schätzungsweise um den Faktor 500–600.
Bei den pathophysiologischen Veränderungen nach “Beinahe-Ertrinken”, d.h. einem mindestens 24 Stunden überlebtem Ertrinkungsunfall, steht die zerebrale Hypoxie im Vordergrund. Eine Hypothermie kann möglicherweise zerebroprotektiv wirken. Verschiedene Konzepte zur Wiedererwärmung in Abhängigkeit vom Grad der Hypothermie liegen vor. Bei stattgehabter Aspiration komplizieren schließlich pulmonale Veränderungen den weiteren Verlauf.
Die Rettung des Verunfallten erfolgt unter Berücksichtigung möglicher Begleitverletzungen. Die Beseitigung einer Hypoxie nach Beinahe-Ertrinken hat höchsten Stellenwert. Bei der Reanimation normothermer Patienten können die bekannten Algorithmen ohne besondere Modifikationen angewandt werden, bei hypothermen Patienten muss allerdings die besondere Pathophysiologie berücksichtigt werden.
Prädiktoren zur Einschätzung der individuellen Prognose liegen nicht vor, vielmehr konnten auch nach prolongierter Reanimation beim Einsatz extrakorporaler Verfahren schwer hypotherme Patienten nach Beinahe-Ertrinken ohne neurologisches Defizit entlassen werden.
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Gries, A. Notfallmanagement bei Beinahe-Ertrinken und akzidenteller Hypothermie. Notfall & Rettungsmedizin 4, 529–541 (2001). https://doi.org/10.1007/s100490170024
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