Betreuung von Palliativpatienten in Akutsituationen durch Rettungsassistenten

Summary

BACKGROUND: In recent years outpatient palliative care, even for patients in an advanced state of their disease, has gained importance. Therefore, also paramedics are more often confronted with palliative emergencies, advance directives, and ethical end-of-life issues. Presently in emergency medicine there is undoubtedly a lack of education on palliative medicine and ethical questions for paramedics. METHODS: In a period of six months we questioned 250 paramedics from two German regions (Göttingen and Braunschweig) about their experiences in palliative medicine, palliative emergencies and about their knowledge of advance directives. For these key questions we drew up a specific questionnaire. RESULTS: The response rate in the set period of time amounted to 64.8% (n = 162). Most of the interviewed paramedics (91.4%, n = 148) had been confronted with palliative emergency situations on duty. 47.6% felt uncertain about the correct psychosocial care of the patients. 84% of the paramedics were insecure concerning their knowledge about advance directives. 72.8% had already taken care of patients with advance directives. These advance directives had influenced their therapy decision in 42.8%. CONCLUSION: The emergency treatment of palliative patients can present a particular challenge to paramedics. Most of the interviewed paramedics felt insecure both about the social care and the assessment of legal issues in dealing with advance directives and decisions at the end of life. Therefore emergency medical training apparently needs to be improved in these fields. Further information and training are necessary to guarantee adequate patient-oriented care of palliative patients und their relatives also in emergency situations.

Zusammenfassung

HINTERGRUND: Die ambulante Versorgung von Palliativpatienten im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Hierbei kann es aber auch zu häuslichen Akutsituationen kommen, die durch den Rettungsdienst versorgt werden müssen. Rettungsassistenten werden somit auch zunehmend mit Patientenverfügungen, palliativen Notfallbögen und ethischen Fragen am Ende des Lebens konfrontiert. Bisher fehlen in der Ausbildung von Rettungsassistenten Inhalte zu palliativmedizinischen und ethischen Fragestellungen. METHODEN: Wir befragten 250 Rettungsassistenten aus zwei Einsatzbereichen (Göttingen und Braunschweig) bezüglich eigener palliativmedizinischer Aus- bzw. Fortbildungen, der Versorgung palliativmedizinischer Notfallpatienten und ihrer Kenntnisse zu speziellen Fragen bei Patientenverfügungen. Für diese Kernfragen entwickelten wir einen eigenen Interviewbogen. ERGEBNISSE: Die Rücklaufquote der Befragung betrug 64,8% (n = 162). Der größte Teil der befragten Rettungsassistenten (91,4%, n = 148) wurde innerhalb der Einsatztätigkeit schon mit palliativmedizinischen Notfallsituationen konfrontiert. In der Ausbildung wurden palliativmedizinische Fragestellungen bei 8% der Rettungsassistenten thematisiert, während insgesamt 38,9% der befragten Rettungsassistenten vorherige Teilnahmen an palliativmedizinischen Fortbildungen angaben. Unsicherheiten bestanden insbesondere bei der psychosozialen Betreuung der Patienten (47,6%). 84% der befragten Rettungsassistenten schätzten sich in Bezug auf die rechtliche Gültigkeit von Patientenverfügungen als schlecht informiert ein. 72,8% der befragten Rettungsassistenten haben während ihrer Einsatztätigkeit bereits Patienten mit Patientenverfügungen betreut. Eine solche beeinflusste bei 42,8% der Rettungsassistenten die Therapieentscheidung. SCHLUSSFOLGERUNG: Die Notfallversorgung von Palliativpatienten kann für jeden Rettungsassistenten aufgrund notfallmedizinischer Probleme sowie palliativmedizinischer und ethischer Prinzipien zu einer besonderen Herausforderung werden. Ein großer Teil der befragten Rettungsassistenten fühlt sich in der sozialen Betreuung und in der Bewertung rechtlicher Fragen im Umgang mit Patientenverfügungen und Entscheidungen am Ende des Lebens unsicher. Deshalb erscheinen Aufklärung, Fortbildung und Gesetzmäßigkeiten erforderlich, um eine adäquate Versorgung von Palliativpatienten durch Rettungsdienstpersonal in Notfallsituationen zu gewährleisten.