Wundverschluss nach Wundspülung mit Octenisept® ohne Abflussmöglichkeit

Zusammenfassung

Ein 39-jähriger Patient erlitt eine Stichrissverletzung am rechten Daumenballen durch einen abgerutschten Schraubendreher. In der erstversorgenden Klinik erfolgte zunächst eine Spülung der Wunde mit Octenisept® und anschließend eine primäre Wundnaht. Im weiteren Verlauf entwickelten sich ein Druckschmerz und eine Gefühllosigkeit des Daumenballens sowie eine Schwellung der gesamten Hand. Drei Wochen nach dem Unfall erfolgte durch die zweitversorgende Klinik eine operative Revision. Hier zeigte sich eine Entzündung und Nekrose des M. abductor pollicis brevis.

Der Patient bemängelte die Versorgung in der erstversorgenden Klinik, in der das Desinfektionsmittel zu tief ins Gewebe eingebracht worden sei. Das Gutachten der Schlichtungsstelle stellte fest, dass eine fehlerhafte chirurgische Erstbehandlung durch eine unzureichende Exzision des Stichkanals und eine fehlerhafte Anwendung der Octenisept®-Lösung vorlag. Entgegen dem ausdrücklichen Warnhinweis des Herstellers erfolgte ein primärer Wundverschluss ohne Gewährleistung eines Abflusses der Octenisept®-Lösung durch eine entsprechende Drainage.

Abstract

A 39-year-old patient suffered a stab wound of the right thenar prominence after an accident with a screwdriver. In the first hospital the deep wound was irrigated with octenidine dihydrochloride/2-phenoxyethanol and closed by suture. During the further course pressure pain and numbness of the right thenar and swelling of the right hand occurred. Three weeks after the accident an operative revision of the wound in a second hospital was performed. The intraoperative findings showed inflammation and necrosis of the right m. abductor pollicis brevis, but no infection with pus.

The patient accused the first hospital of irrigating the tissue of his right hand with Octenisept®. The expert option of the Arbitration Board identified improper care in the first hospital with insufficient excision of the wound and incorrect use of the Octenisept® solution. Against the explicit advice of the manufacturing company the wound had been sutured without the possibility of drainage for the Octenisept® solution.