Zusammenfassung
Die Palliativversorgung hat sich seit Eröffnung der ersten Palliativstation in Deutschland 1983 rasant weiterentwickelt. Viele Verbesserungen in der Versorgung sind nur möglich, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie Aus- und Weiterbildungsangebote für Ärzte, Pflegende sowie andere an der Palliativversorgung beteiligte Berufsgruppen an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden. Die vorliegende Arbeit gibt eine Übersicht über die aktuellen gesetzlichen und regulatorischen Grundlagen der Palliativmedizin unter kritischer Würdigung ihrer Auswirkungen auf die palliativmedizinische Versorgung in Deutschland. Die ärztliche Ausbildung in der Palliativmedizin wird zukünftig fester Bestandteil der universitären Studienpläne sein, sodass ab 2014 jeder approbierte Arzt eine Basisausbildung in diesem Fachbereich vorweisen kann. Herausforderung der nächsten Jahre wird es sein, flächendeckend standardisierte Ausbildungskonzepte zu etablieren und qualitätsgesichert weiterzuentwickeln. Bei bisher lediglich sechs bestehenden Lehrstühlen für Palliativmedizin wird es hierfür notwendig sein, zusätzliche Lehrstühle einzurichten und die Studierenden in diesen Prozess einzubeziehen. Die Aus- und Weiterbildung der Pflegenden in der Palliativversorgung ist in den entsprechenden gesetzlichen Regelungen nur unzureichend berücksichtigt. Dennoch werden bereits weitgehend standardisierte und qualitätsgesicherte Weiterbildungskurse angeboten, die häufig Voraussetzung für die Mitarbeit in der Palliativversorgung sind. Für andere Berufsgruppen, die wichtiger Bestandteil der Palliativversorgung sind, bestehen nur sehr begrenzte Aus- und Weiterbildungsangebote. Die Versorgungssituation im ambulanten Sektor wurde in den letzten fünf Jahren ganz wesentlich von neuen gesetzlichen Regelungen beeinflusst und ist damit sehr komplex geworden. Mit dem „Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung“ aus dem Jahr 2007 wurde im Sozialgesetzbuch (SGB) V der gesetzliche Anspruch auf ambulante Palliativversorgung verankert. Die flächendeckende Umsetzung ist noch nicht erreicht, dennoch sind nach anfänglichen Schwierigkeiten bei den Vertragsverhandlungen zwischen Leistungserbringern und den Krankenkassen zahlreiche Verträge abgeschlossen worden, sodass in Deutschland neben den mehr als 240 Palliativstationen zur stationären Versorgung auch etwa 100 Leistungserbringer im Bereich der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) ihre Arbeit aufgenommen haben. Gesetzliche Regelungen zur Arzneimittelversorgung von Palliativpatienten im Rahmen der SAPV wurden kürzlich angepasst, um auch in Notfällen schnelle und umfassende therapeutische Maßnahmen durchführen zu können. Insgesamt haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterentwickelt und somit zu einer Verbesserung der Versorgungssituation von Palliativpatienten beigetragen. Ob weitere Anpassungen notwendig werden, wird sich in der näheren Zukunft zeigen.
Abstract
In Germany, palliative care has developed rapidly since the establishment of the first palliative care unit in 1983. More improvements in patient-centered care are only possible if legal requirements as well as education of physicians, nurses, and other professionals involved in palliative care are adapted to current needs. This paper provides an overview of legal and regulatory requirements including a critical appreciation of their influence on palliative care in Germany. Only recently has medical education in palliative medicine been implemented as an integral part of medical studies at German universities. Starting in 2014, physicians applying for a license to practice medicine will have to provide a certificate of basic training in this field. The challenge in upcoming years will be the establishment and enhancement of comprehensive, standardized, and quality-controlled education at the universities. Only six universities have established chairs for palliative medicine, and it will be essential to not only establish more chairs but also to involve medical students in the development of the education. Only minimal requirements are specified for education of nurses in palliative care in the legislation. However, standardized and quality-controlled advanced training courses are available. This training is frequently requested as a prerequisite for nurses working in palliative care. Only limited education programs exist for other professional groups that are an important part of the palliative care team. In addition to the development of palliative care for inpatients with an increasing number of palliative care units, hospices, and first chairs of palliative medicine, different forms of ambulant palliative care services have been developed. Changes in the legislation have influenced the situation for home care enormously in the last 5 years, also making it more complex. With the Law for the Consolidation of the Competition in Compulsory Health Insurance (“Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung”), a legal claim for palliative home care has been implemented in the fifth book of the social law in 2007. The ambitious goal of full coverage with comprehensive palliative home care has still not been achieved in most locations. However, after initial negotiation difficulties between palliative care providers and health insurance funds, an increasing number of contracts have been made. As a consequence—in addition to more than 240 palliative care units in Germany—more than one hundred palliative care teams have begun work in the field of specialized palliative home care. Legal regulations for the supply of opioids and other medications for the treatment of patients at home have been adapted recently, thus, facilitating fast and comprehensive medical treatment in emergency situations. Overall, the legislation has been adapted significantly, hence, contributing to improvements for patients requiring palliative care. It remains to be seen whether additional adjustments are required in the future.
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Cremer-Schaeffer, P., Radbruch, L. Palliativversorgung im Blickwinkel gesetzlicher und regulatorischer Vorgaben in Deutschland. Bundesgesundheitsbl. 55, 231–237 (2012). https://doi.org/10.1007/s00103-011-1408-9
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