Zusammenfassung
Es war das Anliegen der vorliegenden Studie, Weiterbildungsziele, Niederlassungsabsicht und Prädiktoren für eine Niederlassungsentscheidung bei zukünftigen Fachärzten und Fachärztinnen zu untersuchen. Dafür lagen von 5053 jungen Ärzten aus fünf Landesärztekammern vollständige Informationen zur Soziodemografie, angestrebter Gebietsbezeichnung, Niederlassungsabsicht und zu niederlassungsrelevanten Aspekten vor. Aufbauend auf Vorstudien, wurden 18 Fragen zu niederlassungsrelevanten Aspekten zu sechs Faktoren zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Relevanz für eine Niederlassungsentscheidung genderspezifisch analysiert. Priorisierte Gebietsbezeichnungen waren sowohl für Ärztinnen als auch für Ärzte die Allgemein- und Innere Medizin. Zudem favorisierten Frauen Pädiatrie und Gynäkologie, Männer wählten tendenziell häufiger Chirurgie. Im Zusammenhang mit einer Niederlassungsentscheidung besitzen für Frauen berufliche Kooperationsmöglichkeiten, Rahmenbedingungen für die Familie und berufliche Verpflichtungen einen großen Stellenwert, während die Lebensqualität im Umfeld, finanzielle Bedingungen und Arbeitsbedingungen für Männer wichtiger sind. Die Ergebnisse verweisen auf relevante geschlechtsspezifische Ansatzpunkte in der Gestaltung der zukünftigen Facharztausbildung.
Abstract
This study investigated future medical specialists’ objectives of further qualification, their intention, and their decision to establish a practice. Data of 5,053 young physicians, obtained from five German Federal Chambers of Physicians, were analyzed. Data included sociodemographic variables, intended area of specialization, intention, and aspects relevant to the establishment of a practice. Based on preliminary studies, 18 questions were broken down into six factors. The relevance of each of these factors in the decision to establish a practice was analyzed from a gender perspective. Both female and male physicians prioritized general medicine and internal medicine. In addition, female physicians preferred pediatrics and gynecology, while male physicians more frequently chose surgery. Women view professional cooperation opportunities, framework conditions for their family, and job-related commitments as important factors in their decision to establish a practice; quality of life, financial and working conditions are more important to men. The results point out gender-specific approaches which are of relevance for planning medical specialty training.
Literatur
Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes vom 17.02.2010
Kopetsch T (2010) Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte aus! Studie zur Altersstruktur und Arztentwicklung. 5. aktualisierte und komplett überarbeitete Aufl. Studie im Auftrag von BÄK und KBV. http://www. Bundesaerztekammer.de/downloads/Arztzahlstudie_03092010.pdf
Adler G, v. d. Knesebeck JH (2011) Ärztemangel und Ärztebedarf in Deutschland? Fragen an die Versorgungsforschung. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 54:228–237
Kopetsch T (2009) Aktuelle Zahlen, Fakten und Trends. ttp://www.bundesaerztekammer.de/downloads/SympDemog20090827Zahlen.pdf
Kopetsch T (2010) Mehr Ärzte – trotzdem geringe Arbeitslosenquote. Dtsch Ärztebl 16:C650
Statistisches Bundesamt. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/
Ebele AE (2010) Erwerbsverläufe von Frauen und Männern in der Medizin. In: Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Hrsg) Report Versorgungforschung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S 149–158
Roick C, Heider D, Günther OH et al (2010) Factors influencing the decision to establish a primary care practice: results from a postal survey of young physicians in Germany. Gesundheitswesen doi:10.1055/s-0030-1268448
Bundesärztekammer (2010) Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31. Dezember 2009. 2010. http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Stat09Abbildungsteil.pdf
Presseinformation zum Interview mit Herrn Prof. Dr. Rolf Kreienberg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) (2010) 58. Kongress der DGGG, München. http://www.dggg.de/dggg-kongress/presseinformationen/interview-prof-kreienberg/
Presseinformation zur Umfrage der DGGG: Nachwuchssorgen in der Gynäkologie – Warum es Männer nicht mehr gibt und Frauen nicht wollen (2010) 58. Kongress der DGGG, München. http://www.dggg.de/dggg-kongress/presseinformationen/nachwuchssorgen-in-der-gynaekologie/
Fauth-Herkner A (2004) Flexible Arbeitszeitmodelle zur Verbesserung der „Work-Life-Balance“. In: Badura B, Schellschmidt H, Vetter C (Hrsg) Fehlzeiten-Report. Springer, Berlin, S 91–106
König HH, Heinrich S, Heider D et al (2010) Das regionale Psychiatriebudget (RPB): ein Beispiel für das neue pauschalierende Entgeltsystem psychiatrischer Krankenhausleistungen? Analyse der Kosten und Effekte des RFB nach 3,5 Jahren Laufzeit. Psych Prax 37(1):34–42
Jacobs K, Kip C (2009) Die ambulante ärztliche Profession – ein Beruf im Wandel. Gesundheit Gesellschaft Wissenschaft (GGW) 4:7–15
Orlowski W, Halbe B, Karch T (2007) Vertragsarztrechtsänderungsgesetz (VÄndG). C.F Müller, Heidelberg
Hohner HU, Hoff EH, Grote St (2010) Professionalisierung und Integration der Lebenssphären. Geschlechtsspezifische Berufsverläufe in Medizin und Psychologie. In: Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Hrsg) Report Versorgungforschung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S 137–148
Gensch K (2010) Berufsentscheidungen junger Ärztinnen und Ärzte: Auswirkungen auf das ärztliche Versorgungsangebot. In: Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Hrsg) Report Versorgungforschung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S 127–136
Abele AE (2010) Erwerbsverläufe von Frauen und Männern in der Medizin. In: Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Hrsg) Report Versorgungforschung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S 149–158
Roick C, Heider D, Gunther O et al (2011) Prädiktoren für die Niederlassungsabsicht angehender Psychiater. Psych Prax 38(8):397–404
Kistemann T, Schröer MA (2007) Kleinräumige kassenärztliche Versorgung und subjektives Standortwahlverhalten von Vertragsärzten in einem überversorgten Planungsgebiet. Gesundheitswesen 69:593–600
Oberlander W, Liebig K (2007) Berufseinstieg und Berufserfolg junger Ärztinnen und Ärzte. Ein Forschungsprojekt im Auftrag der Ludwig-Sievers-Stiftung. Nürnberg
Büttner U, Crusius A (2010) Ergebnisse einer freiwilligen Umfrage der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern zur Situation der Ärzteschaft in Mecklenburg-Vorpommern. In: Fuchs C, Kurth BM, Scriba PC (Hrsg) Report Versorgungforschung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S 35–50
Günther OH, Kürstein B, Riedel-Heller SG, König HH (2010) The role of monetary and nonmonetary incentives on the choice of practice establishment: a stated preference study of young physicians in Germany. Health Serv Res 45(1):212–229
Danksagung
Die Studie wurde von der Bundesärztekammer im Rahmen der Förderinitiative zur Versorgungsforschung gefördert (Förderkennzeichen: 06-16).
Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Stengler, K., Heider, D., Roick, C. et al. Weiterbildungsziel und Niederlassungsentscheidung bei zukünftigen Fachärztinnen und Fachärzten in Deutschland. Bundesgesundheitsbl. 55, 121–128 (2012). https://doi.org/10.1007/s00103-011-1397-8
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-011-1397-8