Zusammenfassung
Die demografische Entwicklung in Deutschland steuert auf einen erheblichen Fachkräftemangel innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre bei vermehrter Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen hin. Gleichzeitig wird das Dreiphasenmodell der Familienlebensplanung (Berufstätigkeit, Familienphase, Wiedereinstieg) zunehmend durch ein Modell der simultanen Vereinbarkeit von Familie und Beruf abgelöst. Dieser Wertewandel, obwohl von den Eltern selbst ausgehend, kann zum volkswirtschaftlich entscheidenden Faktor werden, dem demografiebedingten Verlust an qualifiziertem Personal zumindest entgegenzusteuern. Aus diesen drei Trends ergibt sich die volkswirtschaftliche Notwendigkeit, die familienbedingte Abwesenheit der gut ausgebildeten, motivierten und zuverlässigen Ärzte aus den Kliniken durch bedarfsadaptierte familienfreundliche Personalpolitik und unterstützende betriebliche Maßnahmen zu minimieren. In einer repräsentativen Umfrage gaben 26% der Befragten mit Kindern an, ihren Arbeitsplatz in der Vergangenheit bereits gewechselt zu haben, um Beruf und Familie besser in Einklang zu bringen. Dabei wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Auswahl des Arbeitsplatzes schwerer gewichtet als ein hohes Einkommen. Demnach wird ein „work-life competence“ orientiertes Unternehπmenskonzept der entscheidende Wettbewerbsfaktor zwischen den Universitäten, Kliniken und den Fachdisziplinen um Potenzialträger werden; dieser macht allerdings eine nachhaltige Änderung der traditionellen Klinikkultur notwendig. Anästhesierelevante Kernentwicklungsfelder einer familienfreundlichen Unternehmenspolitik sind dabei Arbeitszeit und Arbeitsorganisation, Teilzeitstellen auch für Führungskräfte und Väter sowie Personalentwicklung. Gerade im Klinikalltag sind bedarfsangepasste kreative Lösungen gefragt, die nicht den Einsatz hoher finanzieller Mittel erfordern. Familienfreundliche Personalpolitik entspringt nicht nur altruistischem Enthusiasmus, sondern rechnet sich auch betriebswirtschaftlich. Dieser Beitrag diskutiert Notwendigkeiten, Chancen und Risiken familienorientierter Krankenhausführung sowie Handlungsfelder in der Anästhesie.
Abstract
The demographic development in Germany is heading towards a significant shortage in specialists within the next 10–15 years with an increased demand for health services at the same time. The three-stage model of family life planning (work, family phase, return) will also be gradually replaced by a model of simultaneous compatibility of family and work. This change in values, although initiated by the parents themselves, may turn out to be a crucial countermeasure in national economy against the demography-related loss of qualified personnel. For these three trends the economic need arises to minimize family-related absence of our well-trained, motivated and reliable doctors from the clinical departments through implementation of family-friendly human resources policies and supporting measures by the employers. In a representative survey 26% of respondents with children had in the past already changed their workplace to ensure a better match of work and family duties. In this regard the compatibility of family and professional responsibilities had a higher impact on the selection of the employer than a high income. Accordingly, a work-life competence oriented business plan will represent the crucial factor within the competition between universities, hospitals and professional disciplines to attract high potential bearers although a sustained change of the traditional hospital culture is mandatory. Anaesthesia-related fields of development regarding family-friendly corporate governance are working hours and organization of work, part-time jobs even for managers and fathers, and staff development. In the hospital daily routine, in particular, creative solutions meeting the local demands are deemed necessary that do not involve the use of high financial resources. Family-friendly personnel policy not only arises from altruistic enthusiasm but also pays off economically. This article discusses the necessity, opportunities and threads of family-oriented hospital management and fields of action for anaesthesia departments.
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Interessenskonflikt
Die Autoren sind Eltern von 3 Kindern.
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Heller, A., Heller, S. Die familienfreundliche Klinik. Anaesthesist 58, 571–581 (2009). https://doi.org/10.1007/s00101-009-1566-4
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-009-1566-4
Schlüsselwörter
- Familienfreundlichkeit
- „Work-life competence“
- Personalorganisation
- Unternehmensstrategie
- Unternehmenskultur
- Demografischer Wandel
- Aufwand-Nutzen-Relation