Hierzu wurden sämtliche Alarmierungen in einem Notarztstützpunkt (Notarztwagen und Rettungshubschrauber) anhand von 2254 Krankenhausberichten retrospektiv ausgewertet. Schwerpunkte der Tätigkeit waren kardiopulmonale Erkrankungen mit 55% der Einsätze, neurologische Krankheitsbilder mit 18% und Traumata mit 7%. Bei 2033 Patienten (90%) waren Diagnosen, Maßnahmen, Transportmodus und Transportziel korrekt. Bei 73 Patienten (3 %) erlag der Notarzt gravierenden Irrtümern:
Es wurden lebensbedrohliche Störungen nicht richtig erkannt und/oder unangemessene therapeutische Konsequenzen gezogen und/oder das falsche Transportmittel gewählt. Bei 4 % der Patienten (n=83) lagen geringere Irrtümer vor, d.h. die Hauptdiagnose wurde nicht gestellt, der Patient aber in Notarztbegleitung in ein geeignetes Krankenhaus gebracht. Bei 3% (n=65) der Patienten wurden offensichtlich übertriebene Therapiemaßnahmen angewandt. Die meisten Probleme hatte der Notarzt bei der Beurteilung kardiopulmonaler Erkrankungen, wobei das Ausmaß der Irrtümer mit zunehmendem Alter zunahm und vor allem Patienten mit neurologischen Defiziten betraf. Überschätzungen der Erkrankungsschwere mit konsekutiver Überbehandlung betrafen besonders häufig traumatisierte Patienten. Die Ergebnisse zeigen, daß die Überprüfung von Diagnosen, Maßnahmen und Entscheidungen in der notärztlichen Tätigkeit geeignet sind, im Rahmen des Qualitätsmanagements systematisch Fehlerquellen aufzudecken. Ein hoher Stand richtiger Diagnosen und Maßnahmen an der Notfallstelle erfordert den Einsatz erfahrener Notärzte, die mit der Behandlung akut lebensbedrohlicher Erkrankungsbilder laufend befaßt sind.
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Arntz, HR., Klatt, S., Stern, R. et al. Sind Notarztdiagnosen zuverlässig?. Notfall 0, 12–19 (1997). https://doi.org/10.1007/PL00010991
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DOI: https://doi.org/10.1007/PL00010991