Zusammenfassung
Das elastische Verhalten der Achillessehne wurde mit den Mitteln der Angewandten Mechanik überprüft. Der Versuch, aus arbeitstechnischen Gründen formalinfixierte Sehnen zu benutzen, mußte wieder aufgegeben werden, da das Sehnenmaterial durch die Formalinfixierung völlig seine Individualität verliert. Bei normalem, d. h. völlig unbearbeitetem Mateiral, wurden im einzelnen das Arbeitsvermögen, die elastische Nachwirkung mit besonderer Berücksichtigung der elastischen Unvollkommenheit, der Übergangsbereich, der Wendepunkt und das elastische Verhalten einzelner Sehnenfasern bestimmt. Es zeigte sich, daß der altersmäßige Leistungshöhepunkt der totalen Sehne imdritten Lebensjahrzehnt liegt. Es wurde eine mittlere statische Belastbarkeit beim Riß von 4,67 kg/mm2, sowie eine Rißdehnung von 7,34% der Ausgangslänge ermittelt. Die elastische Unvollkommenheit zeigt ein deutliches Ansteigen mit zunehmendem Lebensalter. In der Spannungs-Dehnungskurve tritt bei 41% der Rißdehnung ein deutliches Nachlassen der Dehnbarkeit auf. Auch hier liegt das Maximum im 3. Lebensjahrzehnt. — Die Einzelfaser weist in Übereinstimmung mit den UntersuchungenRollhäusers und amerikanischer Autoren eine größere Dehnbarkeit auf. Sie beträgt über 15%. — Belastungen bis 400 kg und darüber hinaus sind notwendig, um im Leichenversuch eine Achillessehnenruptur bei einem jüngeren Menschen herbeizuführen. Insgesamt ergibt sich, daß das elastische Verhalten nach Überschreiten des altersmäßigen Leistungshöhepunktes von 25–30 Jahren durch larvierte Traumen, Degeneration und schlechtere Gefäßversorgung abnimmt, so daß dann bei Summierung von Beanspruchungen die Festigkeitsgrenze des Sehnengewebes überschritten wird und Rupturen die Folge sind.
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Auszugsweise vorgetragen auf der 66. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 8. 6. 49 in Frankfurt a. M.
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Stucke, K. Über das elastische Verhalten der Achillessehne im Belastungsversuch. Arch. f. klin. Chir 265, 579–599 (1950). https://doi.org/10.1007/BF01402534
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