Zusammenfassung
Das skizzierte verhaltenstherapeutische Menschenbild integriert (natur-)wissenschaftlich fundierte Modellvorstellungen aus mehreren Forschungsbereichen. Unser Organismus ist in diesem Sinne dem Prinzip der Selbstorganisation unterworfen und hat – am vorläufigen Ende einer langen Evolutionsreihe – die besondere Qualität des menschlichen Bewusstseins hervorgebracht. Wir können uns nicht nur der Tatsache unseres Erlebens bewusst werden, sondern unsere jeweiligen Erfahrungen wirken auf das Zentralnervensystem, das die organische Voraussetzung für unser bewusstes Erleben darstellt, verändernd zurück. Unsere Erfahrungen werden unter Beteiligung von emotionalen und kognitiven Verarbeitungssystemen nach kausalen Zusammenhängen organisiert. Schemata richten vor diesem Erwartungshintergrund unsere Verhaltensweisen auf die aktuellen Anforderungen hin aus. Dabei spiegeln sich oft die früheren Beziehungserfahrungen: Eine feinfühlige Abstimmung zwischen Heranwachsenden und deren primären Bezugspersonen wirkt sich auf die spätere Sicherheit in sozialen Bindungen sowie bei der Explorationsbereitschaft in unbekannten Situationen positiv aus. Damit einhergehendes engagiertes Handeln gründet zwar notwendigerweise auf kulturell überlieferten Bedingungen, doch indem individuelle Werte und Bedürfnisse im Handeln realisiert werden, verändert wiederum der Einzelne die Kultur.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Bartlett, F.C. (1932). Remembering. Cambridge, GB: Cambridge University Press.
Bowlby, J. (1975). Bindung. Frankfurt am Main: Fischer.
Bunge, M. & Ardila, R. (1987). Philosophy of psychology. New York: Springer.
Caspar, F. (2007). Beziehungen und Probleme verstehen: Eine Einführung in die psychotherapeutische Plananalyse (3. Aufl.). Bern, CH: Huber.
Caspar, F., Rothenfluh, T. & Segal, Z. V. (1992). The appeal of connectionism for clinical psychology. Clinical Psychology Review, 12, 719–762.
Ciompi, L. (1997). Die emotionalen Grundlagen des Denkens: Entwurf einer fraktalen Affektlogik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Edelman, G. M. & Tononi, G. (2002). Gehirn und Geist. Wie aus Materie Bewusstsein entsteht. München: Beck.
Epstein, S. (1990). Cognitive-experiential self-theory. In L. A. Pervin (Hrsg.), Handbook of personality: Theory and research (S. 165–192). New York: Guilford.
Fahrenberg, J. (2004). Annahmen über den Menschen. Menschenbilder aus psychologischer, biologischer, religiöser und interkultureller Sicht. Heidelberg: Asanger.
Gilbert, P. (2013). Compassion Focused Therapy. Paderborn: Junfermann.
Goschke, T. (1996). Lernen und Gedächtnis: Mentale Prozesse und Gehirnstrukturen. In: G. Roth & W. Prinz (Hrsg.), Kopf-Arbeit. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Grawe, K. (1998). Psychologische Therapie. Göttingen: Hogrefe.
Greenberg, L. S. & Safran, J. D. (1987). Emotion in psychotherapy. New York: Guilford Press.
Grossmann, K. & Grossmann, K. E. (2004). Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit. Stuttgart: Klett-Cotta.
Guidano, V. F. (1991). The self in process. New York: Guilford Press.
Guttmann, G. (1982). Lehrbuch der Neuropsychologie. Bern, CH: Huber.
Hayes, S. C. & Strohsal, K. D. (2014). Akzeptanz- und Commitment-Therapie: Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis. Paderborn: Junfermann.
Heim, C. & Meinlschmidt, G. (2003). Biologische Grundlagen. In U. Ehlert (Hrsg.), Verhaltensmedizin (S. 14–94). Berlin: Springer.
Izard, C. E. (1994). Die Emotionen des Menschen: Eine Einführung in die Grundlagen der Emotionspsychologie. Weinheim: Beltz.
James, W. (1890). The principles of psychology. New York: Henry Holt.
Kanfer, F. H., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (1990). Selbstmanagement-Therapie. Berlin: Springer.
Linehan, M. M. (1996). Dialektisch-Behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung. München: CIP-Medien.
Maturana, H. R. (1982). Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit. Braunschweig: Vieweg.
Neisser, U. (1979). Kognition und Wirklichkeit. Stuttgart: Klett-Cotta.
Oerter, R. (Hrsg). (1999). Menschenbilder in der modernen Gesellschaft. Konzeptionen des Menschen in Wissenschaft, Bildung, Kunst, Wirtschaft und Politik. Stuttgart: Enke.
Parfy, E., Schuch, B. & Lenz, G. (2016). Verhaltenstherapie. Moderne Ansätze für Theorie und Praxis (2. Aufl.). Wien, AUT: UTB.
Perrig, W., Wippich, W. & Perrig-Chiello, P. (1993). Unbewusste Informationsverarbeitung. Bern, CH: Huber.
Piaget, J. (1936). Le naissance de l’intelligence chez l’enfant. Neuchâtel, FR: Delachaux & Niestlé. (Dt. Ausg.: Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde. Stuttgart: Klett, 1996).
Stern, D. (1998). Die Lebenserfahrung des Säuglings. Stuttgart: Klett-Cotta.
Sulz, S. K. D. & Lenz, G. (Hrsg.). (2000). Von der Kognition zur Emotion. München: CIP-Medien.
Wells, A. (2011). Metakognitive Therapie bei Angststörungen und Depression. Weinheim, Basel: Beltz.
Young, J., Klosko, J. & Weishaar, M. (2005). Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding authors
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Parfy, E., Lenz, G. (2018). Menschenbild. In: Margraf, J., Schneider, S. (eds) Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54911-7_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54911-7_3
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-54910-0
Online ISBN: 978-3-662-54911-7
eBook Packages: Medicine (German Language)