Die Akademisierung der Pflege aus Sicht der Pflegekräfte: eine Querschnittstudie in Krankenhäusern im Nordwesten Deutschlands
Abstract
Zusammenfassung.Hintergrund: Der Bedarf an gut ausgebildeten Pflegekräften in Deutschland steigt. Zunehmend wird deshalb eine Akademisierung der Pflege gefordert, um dem hohen Kompetenzniveau, das Pflegekräfte erfüllen müssen, gerecht zu werden. Ziel: Die vorliegende Studie beschreibt die Haltung von Pflegenden zur Akademisierung und die Einschätzung ihrer individuellen forschungsbezogenen Kompetenzen in Abhängigkeit von soziodemografischen Merkmalen. Methode: In einer Querschnittstudie wurden mittels eines standardisierten Fragebogens 547 Pflegekräfte aus sechs verschiedenen Krankenhäusern im Nordwesten Deutschlands befragt. Im Zuge einer bivariaten Analyse und zwei multivariaten Regressionsmodellen wurde der Einfluss der unabhängigen Variablen „Position“, „Grad der Akademisierung“, „Alter“ und „Geschlecht“ auf die abhängigen Variablen „Haltung zur Akademisierung“ und „Einschätzung forschungsbezogene Kompetenz“ untersucht. In der multivariaten Analyse wurden drei Co-Variaten hinzugezogen, die die unterschiedlichen Formen von Unterstützung und Haltung der Klinik zu Weiterbildungs- und Akademisierungsprozessen erfragen. Ergebnisse: Insbesondere Pflegekräfte, die ein Studium absolvieren oder absolviert haben oder in Leitungspositionen sind, weisen eine signifikant positivere Haltung zur Akademisierung auf als ihre Kolleginnen und Kollegen. Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Klinik bedingen ebenfalls eine positivere Haltung. Bezüglich der Einschätzung von forschungsbezogenen Kompetenzen ergibt die Analyse, dass ein absolviertes oder aktuell durchgeführtes Studium sowie eine Leitungsposition die Einschätzung positiv beeinflussen. Ferner schätzen jüngere, männliche Pflegekräfte sowie jene, die an ihrer Klinik Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln haben, ihre Kompetenzen positiver ein. Schlussfolgerungen: Die Einstellungen zur Akademisierung sind noch immer heterogen und werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Der Wert akademischer Bildung für die Pflegepraxis ist noch stärker zu demonstrieren.
Abstract.Background: Currently, there is an increasing need for highly qualified nurses in Germany. Against this background, an academic nursing education is frequently demanded in order to meet the high level of competences nurses must fulfil. Aim: This cross-sectional study aimed to explore nurses’ attitudes towards academic nursing education as well as their self-reported scientific competences. Methods: Based on a standardized questionnaire, we surveyed 547 hospital nurses from six different hospitals in the northwestern part of Germany. By means of a bivariate analysis and two multivariate regression models, we examined the influence of the independent variables “professional position”, “degree of academic education”, “age” and “gender” on the dependent variables “attitude towards academic nursing education” and “scientific competences”. The multivariate analysis included three co-variates analysing different ways of support of academic nursing education within the hospitals. Results: Especially nursing staff who has completed a study programme, is currently studying or hold executive positions has a more positive attitude towards academic education than its colleagues have. Moreover, opportunities for advancement within the hospitals influence the staff’s attitude positively. With regard to the assessment of scientific competences, the analysis shows that a completed or currently conducted study programme as well as an executive position have a positive influence. In addition, male nursing staff, young nursing staff and staff with access to scientific articles assess their scientific skills more positively than their colleagues do. Conclusions: The attitudes towards academic education are still heterogeneous and influenced by different factors. Accordingly, the worth of academic education needs to be demonstrated.
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