Nach heutiger Auffassung ist das Zentralnervensystem Träger unserer gesamten bewussten und unbewussten Verhaltensweisen. An einem kleinen alltäglichen Beispiel (Ploog, 1989) lässt sich die Fülle von Aufgaben etwa wie folgt beschreiben: Wenn wir mit einem anderen Menschen sprechen wollen, also – biologisch gesehen – Signale aussenden, brauchen wir dazu u. a. einen zentralen „motorischen Apparat“, der die Bewegungsabfolge beim Sprechen steuert, der in Zusammenarbeit mit den Wahrnehmungssystemen und den Sprachzen tren im Gehirn Inhalt und Wortwahl, Sprachmelodie und Satzgefüge aufeinander abstimmen und unsere gesprochenen Worte über akustische Rückmeldung jederzeit korrigieren kann. Unser Gegenüber, diejenige Person, die die Information aufnimmt, braucht neben Sinnesorganen, die die Sprachsignale empfangen, ein zentralnervö ses Decodierungssystem, mit dessen Hilfe sie her ausfi ndet, was sie bedeuten. Sprachsignale werden zu einer Nachricht verarbeitet. Hand in Hand mit diesem Vorgang erfolgt eine subjektive Interpretation des Signals und eine Bewertung aufgrund bestimmter Erfahrun gen und Erwartungen unseres Gesprächspart ners. Er verknüpft diese Nachricht innerhalb seines Gehirns zwischen sensorischen und motorischen Systemen und unter Zuhilfenahme verschiedener Gedächtnisformen, so dass er seinerseits auf unsere Ansprache antworten kann.
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© 2003 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg
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Pritzel, M., Brand, M., Markowitsch, H.J. (2003). Gehirn und Geist: Geschichtliche und „neurophilosophische“ Grundannahmen. In: Gehirn und Verhalten. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2340-5_1
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