Abschied vom Paternalismus. Anforderungen an die Migrationssozialarbeit in der Einwanderungsgesellschaft

Zusammenfassung

Bezogen auf die Bundesrepublik kann nach wie vor weder von einer eigenständigen und systematisch gestalteten Einwanderungspolitik, noch von einer nach einheitlichen Prinzipien gestalteten Migrationssozialarbeit gesprochen werden. Vielmehr erfolgen migrationspolitisch relevante Entscheidungen in den Politikfeldern Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik, Bildungspolitik, Rechts- und Kriminalpolitik in der Regel reaktiv und ohne systematische Rahmung durch eine eigenständige politische Programmatik, die auf die Gestaltung von Einwanderungsprozessen und ihren Auswirkungen ausgerichtet ist. Dies ist eine Folge der immer noch anhaltenden Verweigerung, die Tatsache politisch offensiv anzuerkennen,¹ dass die Bundesrepublik zu einer Einwanderungsgesellschaft geworden ist (M. Bommes/A. Scherr 1999). Migrationen finden — anders als interessierte Dramatisierungen immer wieder behaupten — regelmäßig und vielfach in gänzlich unspektakulärer Weise statt, und die gesellschaftlichen Organisationen und Akteure haben sich auf diese eingerichtet.